Zu sehr gehypt

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egan80 Avatar

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Die namenlose Protagonistin in Katie Kitamuras “Intimitäten” hat nahezu alles erreicht: beruflich erfolgreich hat sie gerade eine neue Stelle am Internationalen Gerichtshof in Den Haag angetreten, ein illustrer Freundeskreis ermöglicht ihr Zugang zu exklusiven Partys, und genau dort lernt sie den attraktiven Adriaan kennen und beginnt eine Beziehung. Doch wie im richtigen Leben ist auch hier nicht so einfach, wie es auf den ersten Blick scheint; die erfolgreichen Freunde führen teils deutlich prekärere Leben, als der erste Blick vermuten lässt, und Adriaan ist frisch von seiner Frau getrennt und noch immer vollauf damit beschäftigt sein Leben neu zu sortieren.

“Intimitäten” ist ein merkwürdiger Roman. Katie Kitamura gelingt mit einer unaufgeregten und klaren Sprache, die Feinheiten einer jeden Situation mit entspannter Eleganz und Feingefühl offenzulegen. Wenige Worte, Handreichungen genügen, um uns als Lesern das Gefühl zu geben, eine Handlung und Situation voll verstanden zu haben. Umso mehr fällt dann aber auf, dass es in “Intimitäten” wenig eigentliche Handlung gibt. Die Handlung entsteht vielmehr als Collage der Leerstellen der einzelnen Szenenbilder, ein Nicht-Sein der Geschichte, die sich somit häufig erst im Nachgang der eigentlichen Handlung konkretisiert. Leider ist “Intimitäten” somit ein zwar angenehm und elegant zu lesender Roman, aber leider nicht besonders interessant.