Thema verfehlt

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suse9 Avatar

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_ **Die** _ Lise hat gekalbt und _ **die** _ Marianne schaut sich im Hof um. _ **Der** _ Weg führt an  **_der_** Weide vorbei. _ **Der** _ Johannes fährt alleine ohne _ **die** _ Maria ins Dorf und _ **der** _ Siegfried isst eine dicke Scheibe Brot.

So oder ähnlich klingt der Schreibstil dieser Leseprobe und ich komme mir vor, als ob ich einen schlechten Schulaufsatz lese. Abgehackte Sätze, wahllos zusammengestückelte Landschaftsbeschreibungen ohne Wärme bingen mir ein authentisches Leben auf dem Dorf nicht nahe. Ich bin ein Stadtmensch, doch kann ich nicht glauben, dass man auf dem Lande so dachte oder sprach. Ist dies der Schreibstil der Autorin oder will sie uns nur klarmachen, dass Schuleschwänzen der Bildung schadet? Kurz lässt sie ja anklingen, dass die Protagonistin gar nicht so dumm sein kann wie ihre Ausdrucksweise. Wer Dostojewski liest, muss über einen Fünkchen Intelligenz verfügen. Also, warum wählt Daniela Krien diese Art, sich uns mitzuteilen? Möglich, dass sich das im Laufe des Romanes klären oder verlieren wird. Aber für mich ist es dann zu spät.

Vergebens suchte ich die angekündigte Sinnlichkeit im Text. Sollte sie in der Äußerung Mariannes: "Der Siegfried wird gleich hereinkommen, er soll dich nicht nackig sehen, Maria." zu finden sein? Völlig frustriert  lese ich die 24 Seiten durch. Dass eine 16jährige einfach mal so zum Ende des Tages ein Glas Wein trinkt, stört mich jetzt auch nicht mehr.

Schade, der Klappentext versprach so viel mehr - ein interessantes Thema in einer aufregenden Zeit.