Niki ermittelt im Mittelalter

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Was habe ich mich gefreut, als endlich der dritte Band um den Zeitreisenden Niki Wolff Anfang November erschienen ist. Nachdem ich "Troubadour" und "Reliquie" geliebt habe, musste "Isengrim" auf jeden Fall gelesen werden. Nur eine fiese Grippe hat mich diesmal vom zeitnahen Lesen in der Lovelybooks Leserunde leider abgehalten.

Obwohl die drei Bücher zusammengehören könnte man jedes davon einem anderen Nebengenre neben dem Historischen zuordnen. Stand im ersten Band noch die Zeitreise und ein eher jugendlicher Touch im Vordergrund, wurde es im zweiten Band mit dem Kreuzzug nach Akkon sehr historisch und spannend. Bei "Isengrim" wird es - wie der Titel schon vermuten lässt - blutig und historisch kriminell.

Wir sind im Jahre 1194 und Niki und seine Verlobte Engeltrud sind zurück aus Konstantinopel. Sie haben ein kleines Souvenir mitgenommen, denn Engel ist schwanger und die beiden wollen heiraten. Kurz vor der Hochzeit wird jedoch Engels Freundin und Trauzeugin, die Bademagd Magdalena, bestialisch ermordet. Die Bevölkerung ist überzeugt, dass Isengrim, eine Art Werwolf der des Nachts Menschen mordet und quält, wieder unterwegs ist. Bereits vor fünfzehn Jahren wurde er für die Ermorderung junger Frauen verantwortlich gemacht. Der Kremser Bürgermeister, der kurz vor seiner Wiederwahl steht, und der Hauptmann der Stadtwache haben schnell einen Schuldigen gefunden: der Jude Mendel, vor dessen Haustür die tote Bademagd gefunden wurde. Niki glaubt jedoch nicht an seine Schuld und macht sich mit der Hilfe des Stadtwächters Bruno, seinem zukünftigen Schwager Bertram und weiteren Freunden auf die Suche nach dem wahren Mörder.

Während in den ersten beiden Romanen das Thema der Zeitreise immer einen kleinen Platz in der Handlung erhält, wird es diesmal nur durch Nikis Flashbacks und Gedanken erwähnt. Niki scheint im Mittelalter angekommen zu sein und nur mehr selten an seine wahre Herkunft zu denken. Nur bei seinem Ehrgeiz die Mordfälle aufzuklären hat er Sherlock Holmes, Agatha Christie oder C.S.I. im Kopf. Doch 1194 gibt es noch keine DNA Analyse, Fingerabdruck Scan oder auch ein normales Gerichtsverfahren. So muss er sich mit Hilfe von seinen Freunden und viel List aufmachen den Fall zu lösen, was Christoph Görg mit viel Humor vermittelt.
Gekonnt hat der Autor wieder historische Persönlichkeiten mit fiktiven Figuren verwoben. Viele davon kennen wir schon aus den Vorgängerbänden, einige kommen neu hinzu.
Eine große Hilfe für Niki ist diesmal Bertram, der aufzeigt, dass er nicht nur der schweigsame und schwerfällige Mensch ist, wie wir ihn aus den ersten beiden Bänden kennen, sondern dass er über eine außergewöhnliche Beobachtungsgabe verfügt. Ohne ihn wäre Niki einige Mal richtig aufgeschmissen gewesen...

Wir sind diesmal viel in Krems unterwegs und obwohl ich in der Nähe wohne, wusste ich zum Beispiel nicht, dass Krems zu dieser Zeit die zweitgrößte Stadt Österreichs war und zudem eine Münzprägeanstalt besaß. Der Kremser Pfennig spielt auch in der Geschichte eine große Rolle, ebenso wie die teilweise illustren Verdächtigen, die gar nicht so wenige sind und Niki - bis zum Ende hin - einiges an Kopfzerbrechen bereiten.
Vorallem die letzten Kapitel konnte ich nur mehr in einem Rutsch durchlesen, denn der Spannungsbogen zog immer mehr an und gipfelt in einem richtigen Showdown. Großartig!

Schreibstil:
Christoph Görg erzählt temporeich, wunderbar humorvoll, detailliert und bildhaft. Die Sprache ist eine Mischung aus dem Mitteralterlichen, sowie modernen Gedankengängen und Flahsbacks unseres Protagonisten. Diesmal kamen allerdings diese amüsanten Gedanken etwas weniger vor und die altbekannte Austropop Lieder waren auch weniger, die Niki auf seiner Laute zupfte. Daran war wohl der erhöhte Krimianteil schuld. Trotzdem hätte ich gerne wieder etwas mehr davon Herr Görg! ;)

Fazit:
Auch der dritte Band konnte mich wieder ausnehmend gut unterhalten. Interessant finde ich die verschiedenen Richtungen, die die drei Bände einschlagen. Ein eindeutiges Genre ist nie ganz zu erkennen, wobei natürlich das Historische den Hauptteil einnimmt. Und nun heißt es wieder lange warten bis der vierte Teil erscheint...