intersektionaler Feminismus at its best!

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Mirrianne Mahns Debütroman "Issa", erschienen im März 2024, ist ein beeindruckendes Werk, das die Geschichten von fünf Generationen starker schwarzer Frauen erzählt. Im Mittelpunkt steht die Protagonistin Issa, die schwanger von Deutschland nach Kamerun reist, um dort traditionelle Rituale zu durchlaufen und den Segen ihrer Ahnen für die bevorstehende Geburt zu erhalten. Diese Reise wird für sie zu einer intensiven Auseinandersetzung mit ihrer Familiengeschichte und ihrer eigenen Identität.
Mahn gelingt es in einer sehr berührenden Weise, die Lebenswege der Frauen der Familie zu schildern, die trotz zahlreicher Schicksalsschläge stets nach Selbstbestimmung und Heilung streben. Dabei werden Themen wie Kolonialismus, Rassismus und patriarchale Strukturen aufgegriffen, die das Leben dieser Frauen maßgeblich beeinflussen. Die Autorin legt dabei besonderen Wert auf eine afrozentrische Perspektive, indem sie die traditionellen Kulturen und Spiritualitäten Kameruns vor und nach der Kolonialzeit beleuchtet. Dem Buch gelingt es, die Stärke und den Zusammenhalt von Frauen in einer von patriarchalen Strukturen geprägten Welt hervorzuheben. Die Protagonistinnen kämpfen gegen Unterdrückung und für ihre Selbstbestimmung, wobei ihre Geschichten ein kraftvolles Zeugnis weiblicher Resilienz darstellen. Mahn selbst betont, dass sie mit "Issa" einen intersektional-feministischen Roman schaffen wollte, der unterhält und berührt, ohne dabei auf die Themen Rassismus und Kolonialismus reduziert zu werden.
Die Erzählweise des Romans zeichnet sich durch eine kunstvolle Verwebung der verschiedenen Zeitebenen und Perspektiven aus, wodurch die LeserInnen tief in die Familiengeschichte eintauchen können. Die empathische und unaufgeregte Sprache ermöglicht es, die Ambivalenzen und Herausforderungen der Protagonistinnen authentisch darzustellen, ohne in Klischees oder Kitsch zu verfallen. Insgesamt ist "Issa" ein bewegendes und kraftvolles Debüt, das die Geschichten starker Frauen in den Mittelpunkt stellt und dabei eine afrozentrische Sichtweise einnimmt. Es regt zum Nachdenken über Identität, Zugehörigkeit und die Auswirkungen patriarchaler Strukturen an und bereichert die deutschsprachige Literaturlandschaft um eine wichtige Perspektive.