Tolles Debüt

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Zwischen 1908 und 2006 in Kamerun - eine Familiengeschichte aus der weiblichen perspektive.



1908: Enanga lebt in einer Zeit der Zwangsheirat, in der ein Mann mehrere Frauen hat und die wichtigste Aufgabe für Frauen darin besteht, einen Sohn zu gebären. vor dem Hintergrund des Bildungsverbotes für Frauen, des herrschenden Krieges und der immer wieder notwendigen Anpassung an veränderte Lebensumstände wird gezeigt, wie die Frauen der Familie geprägt wurden und warum sie in der Gegenwart so sind, wie sie sind.


„Sie sehen uns nicht als Menschen oder als ebenbürtig an, sondern behandeln uns so, als könnten sie uns nach Belieben verschenken und austauschen.“ S. 163



2006: Issa lebt mit ihrer Mutter und ihren Geschwistern in Deutschland. sie ist ungeplant schwanger. wie geht es jetzt weiter? durch den Druck ihrer Familie entschließt sie sich eher unfreiwillig nach Kamerun, die Heimat ihrer Mutter, zu reisen, um durch rituale in den traditionellen Kreis der Mütter aufgenommen zu werden.



„Denkst du etwa, du bist die Erste, die leidet in dieser Welt? Denkst du, dass du den Schmerz erfunden hast?“ S. 185



Mit kurzen Kapiteln über Namondo (1960) und Ayudele (1985) werden die Jahrzehnte dazwischen grob erzählt und füllen damit perfekt die Lücken und offenen Fragen.



Beim Lesen springt man zwischen den Protagonistinnen hin und her. dabei hat das Buch eine kraft, die mit jeder Seite zu spüren ist & es ist eine wichtige Ergänzung zur Aufarbeitung von Kolonialismus. ein tolles Debüt, auch wenn mich die Protagonistinnen leider nicht ganz erreicht haben und ich das Buch dadurch mit einer kleinen Distanz gelesen habe. 🤍