Positive Überraschung im NA-Genre

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akantha Avatar

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Nikola Hotel debütiert im Endlich Kyss-Verlag by rowohlt mit „It was always you“, dem ersten Band der Dilogie über die Blakely Brüder Asher und Noah. Protagonistin ist Ivy, die Stiefschwester der beiden. Vor vier Jahren hat ihr Stiefvater sie nach dem Tod ihrer Mutter in ein weit entferntes Internat abgeschoben. Jetzt will er sie plötzlich sehen. So fliegt Ivy zurück nach Hause und kämpft dort gegen viele Erinnerungen… genauso wie gegen den gleichermaßen anziehenden wie unausstehlichen Asher.

Dies war mein erster Roman von Nikola Hotel und ich muss ehrlich zugeben: vielleicht hätte ich ihn mir ohne die Signieraktion bei der Buchhandlung Graff gar nicht bestellt. Nun bin ich aber sehr froh, dass ich mich von dieser Aktion habe ködern lassen, denn ich bin positiv überrascht und habe Band zwei direkt hinterher bestellt.

Die Geschichte ist vollständig aus Ivys Perspektive beschrieben. Der Autorin gelingt es dabei gut, den Zwiespalt zu beschreiben: Ivy sehnt sich nach einer Familie, die negativen Erinnerungen bereiten ihr aber auch Bauchschmerzen. Diese Gefühle nehmen in der Erzählung sehr viel Raum ein, was mir aber zu keinem Zeitpunkt negativ aufgefallen wäre. Viele Momente werden darüber hinaus in Schlüsselsätzen in ganzseitigen Handletterings von Carolin Magunia dargestellt. Insgesamt über 20 dieser Seiten lockern das Schriftbild auf und sind einfach schön anzusehen. Für mich absolut kein Kaufargument, aber trotzdem eine interessante Methode, dem Buch etwas Besonderes zu verleihen.

Nikola Hotel hat eine Gruppe wunderbarer Charaktere geschaffen. Ivy, Asher, Noah und ihre Freunde sind jeder für sich individuell und tragen auf ihre eigene Art zum Gelingen der Handlung bei. Natürlich sind es Typen, wie man ihnen auch in anderen New Adult Romanen begegnet: Der anziehende Junge mit Geheimnis, der Bad Boy, der vielleicht doch einen weichen Kern hat, die gute Freundin. Dennoch hat die Autorin jedem dieser Charaktere etwas Einzigartiges verliehen, sodass sie mir nicht langweilig oder austauschbar erschienen.

Besonders gut gefallen hat mir allerdings die Handlung selbst. Es gibt unerwartete Ereignisse, spannende und humorvolle Szenen und diese ganze Abwechslung fließt perfekt ineinander. Nikola Hotel zeigt, dass man sich nicht für eine Stimmung entscheiden muss, die ein ganzes Buch beherrscht. Sie bildet stattdessen alle emotionalen Ränder ab und fügt sie zu einem lebendigen Strang zusammen. Es ist nicht einfach der klassische Verlauf eines Liebesromans, sondern Auf und Abs folgen dicht aufeinander und lassen mich so immer zum nächsten Kapitel greifen.

Zwei Aspekte haben mir nicht so gut gefallen und zu dem leichten Punktabzug geführt. Zum einen Ivys gute Freundin Aubree. Sie soll Ivys Rückhalt in New York abbilden, tritt allerdings kaum in Erscheinung. Ich hatte das Gefühl, dass sie vor allem für den zweiten Band eingeführt wurde und über Band eins künstlich am Leben erhalten wird. Zum anderen bin ich nicht ganz zufrieden mit dem Ende. Es erschien mir etwas zu einfach und zudem werden kleine Aspekte offengelassen. Hier hoffe ich aber noch auf die Fortsetzung.

Insgesamt hat mich Nikola Hotel wirklich positiv überrascht und meinen Vorsatz, New Adult hinter mir zu lassen, stark ins Wanken gebracht. Sie hat der Geschichte eine Tiefe verliehen, die mir so häufig in dem Genre gefehlt hat. Dem Ende des Buchs hat diese Tiefe leider gefehlt, sodass ich zu 4 von 5 Sternen komme. Neben Nikola Hotels toller Story hat mich aber auch der Charakter „Noah“ absolut eingefangen, sodass ich mich schon sehr auf den zweiten Band („It was always love“; ET 15.09.2020) freue.