It's Gintime

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lunamonique Avatar

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Alles dreht sich um Gin. Auf dem Cover ziehen das Wort und die Hand mit Glas vorm Sonnenuntergang alle Blicke auf sich. Die Herausgeber des Buches nehmen sich selbst auf die Schippe: „Verrückt, ja, das ist es wohl. Und wir können immer noch nicht erklären, was das für ein Buch ist, das Sie in der Hand halten. Was wir jedoch können, ist Ihnen zu erzählen, wie es dazu kam.“ Ziel ist es, das Gin-Lebensgefühl zu transportieren. Dafür kommen mehrere Autoren mit ihren Erfahrungen und Erlebnissen rund um Gin zu Wort. Das Buch bietet mit seinen Rezepten, den Vorstellungen einiger Ginsorten, Informationen über Herstellung und Zusammensetzung viel Inhalt. Die Geschichten, die den Unterhaltungswert steigern und Langeweile durch Informationsflut verhindern sollen, erfüllen nur bedingt ihre Aufgaben. Mehr Lesespaß hätte sich erreichen lassen, hätte man Krimis und phantasiereiche Kurzgeschichten mit eingebaut. Ein Literaturwettbewerb mit Gin als Thema wäre eine tolle Möglichkeit gewesen. Der Aufruf wäre bestimmt auf große Resonanz gestoßen. So orientiert sich das Buch zu sehr an der Realität. Die Textsammlung bleibt unter ihren Möglichkeiten zurück. Sympathisch ist die Idee zum Buch, weil spürbar viel Leidenschaft dahinter steckt. Das Gin-Lebensgefühl wird durch die schemenhaft wirkenden Fotos transportiert. Dank der ungewöhnlichen Perspektiven und eigenwilligen Umsetzung werden Stimmungen eingefangen. Auch da hätte man etwas mehr mit den vielfältigen Möglichkeiten spielen können. Zum Beispiel noch treffender die verschiedenen Orte wiedergeben, ungewöhnliche Plätze für die Aufnahmen suchen und unterschiedliche Typen von Menschen beim Gin genießen dokumentieren. Gerade weil es sich um mehrere Herausgeber handelt, war die Basis eigentlich ideal. Verschiedene Ansichten verhindern Scheuklappendenken. So ist die Mischung eher ein Milch-Mix als eine Piña Colada. Beides schmeckt, aber das Exotische übt mehr Reiz aus. Interessant ist die Geschichte hinter The Duke, weil sie ein Erfolgserlebnis dokumentiert. Das Gleiche gilt für „Wacholder aus Weltrandlage“. Die Kapitelüberschriften sind nicht sehr originell. Ein Pluspunkt ist die Aufteilung von „Sunset“ über „Dusk“ zu „Dawn“. Schön gewählt sind auch der lilafarbene Einband und die Buchgröße. Die stabilen, imposanten Seiten laden zum Durchblättern ein. In der Inhaltsangabe hätten ruhig Hinweise zu den einzelnen Rezepten auftauchen können. So hätte der Leser, ambitionierte Cocktailmixer und Koch, sie leichter wieder gefunden. Ein Manko ist der Geruch, der entsteht, sobald man das Buch aus der Folie ausgewickelt hat. Ein paar Tage Auslüften vorm Lesen ist anzuraten. So hält man die Nase lieber aus den Buchseiten fern.

Das Cover trifft mit wenigen Einzelheiten auf den Punkt und erzeugt eine Urlaubsstimmung. Sehr gelungen! Selbst ein Freiheitsgefühl ist bei der Betrachtung zu spüren. Sonne, Strand und Meer, Unbeschwertheit, unvergessliche Augenblicke auf Reisen, Innehalten und Genießen. Funktioniert auch ohne Alkohol. „It’s Gin Time“ will nicht zur Sucht verführen, sondern gibt Gin-Fans das Gefühl, nicht allein zu sein, sondern sich in einer großen Community der unterschiedlichsten Typen zu befinden. Ich gebe zu, ich habe noch nie Gin getrunken, aber ich kann die Faszination für ein Getränk, mit dem man besondere Erlebnisse verbindet, nachvollziehen. Das hat wahrscheinlich jeder schon einmal erlebt. Bei dem einen ist es die Piña Colada, bei dem anderen ein bestimmtes Lied, zum Beispiel „Yesterday“. Toll wäre noch die ein oder andere echte Anekdote aus dem Leben eines Hollywoodstars gewesen. Ein Highlight ist die Auflistung der größten Gin-Liebhaber. Mit „Ginworld“ erhält das Buch einen ganz besondern Abschluss. Hier wird über Bombay bis Kambodscha aus dem Nähkästchen geplaudert. Schade, viel zu kurz! Am Ende gibt es eine Adressenliste, die Reisen und Genuss aufpeppen können.