Heimatlos in der neuen Heimat

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murksy Avatar

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Jacob wächst in einer schwäbischen Kolonie in Rumänien auf. Sein Vater kam einst als völlig Fremder in das Dorf, um in die reiche Familie Obertin einzuheiraten. Er hatte sich auf  einen Zeitungsartikel hin auf den langen Weg aus den Bergen aufgemacht, um seinen Willen durchzusetzen. Und Jacob`s Vater duldet keinen Widerspruch. Die "Amerikanerin" hatte gerade durch einen Brand ihren Hof verloren, da kam der Antrag des merkwürdigen Fremden gerade recht. Frucht dieser eigentümlichen Ehe ist Jacob. Im weiteren Verlauf wird durch Rückblenden die teilweise brutale Geschichte der Obertins erzählt. Eine hoffnungsvolle Zukunft hat sie aus Lothringen in die Ferne geführt. Doch die Realität war eher ernüchternd.

Jacob ist ein schwächliches Kind, oft krank. Mit Hilfe der Hebamme Ramina überlebt er und wächst in die Zeiten des Krieges. Dieser beherrscht immer mehr das Geschehen. Zunächst stolz auf ihr deutsches Erbe, ändert sich dies, als die Russen auftauchen. Jacob wird vom eigenen Vater verraten. Er entscheidet sich für seinen unehelichen Sohn, der ihm stärker erscheint. Dem verstossenen Jungen gelingt während der Deportation die Flucht. Er wird von einem Geistlichen gerettet und hilft diesem als Totengräber. Doch der  Drang in die Heimat wird immer größer. Voller Hass taucht er bei seinem Vater und Halbbruder auf. Statt sich zu rächen, hilft er dem alten Mann bei der harten Arbeit. Als die deutschstämmigen Dorfanwohner beschließen, nach Lothringen auszuwandern, verhindert der Vater wieder Jacob`s Glück. Jacob kann seinem Schicksal nicht entkommen.

Das Buch ist ein Parforceritt durch die Geschichte der damaligen Zeit und der Kolonialisten in Rumänien. Das harte, entbehrungsreiche Leben wird genauso treffend geschildert, wie die Verzweiflung und der Kampf der Menschen. Der Leser möchte stellenweise die Umstände verfluchen, die Jacob von seinem Glück abhalten. Trotzdem bleibt Jacob menschlich, verzeiht seinem Vater die schrecklichen Sünden. Die trostlose Faszination der Geschichte fesselt den Leser, läßt in streckenweise erschaudern. Brillant geschrieben, wort- und bildgewaltig, ist ein Stück europäischer Vergangenheitsbewältigung enstanden, die immer Platz läßt für einen Rest Hoffnung und Liebe.