Jacob vs. Jakob

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Aus der Sicht von Jacob, der Mitte des vergangenen Jahrhunderts deutschstämmig in
einer rumänischen Gemeinde im Banat lebt, wird eine Familienchronik in Erinnerung gerufen.
Durch die Erzählungen seines Großvaters kann Jacob seine Familie
bis zurück ins Jahr 1635 verfolgen, nach Lothringen.
Die Familiengeschichte ist geprägt von brutalen Kriegen, in denen man zwischendring
auch mühelos die Fronten wechseln kann, Hunger, Vertreibungen,
Auswanderungen, Mord und Totschlag.
Auch Jacob als Donauschwabe muss letztendlich wieder seine Heimat verlassen,
er wird als Jugendlicher nach dem 2. Weltkrieg mit den anderen Deutschen deportiert,
bekommt in unwirtlichsters Gegend ein neues Grundstück zugeteilt.
Was Jacob in seiner Kindheit erlebt, ist heftig.
Allein schon  Erniedrigungen und Verrat durch seinen Vater Jakob,
aber auch die politischen Verwirrungen, Judendeportationen, Krieg.
Es entsteht ein blutiges Gemälde einer wahnsinninigen Menschheit.
Und das Gemälde wird täglich weitergemalt, wie man in den Nachrichten verfolgen kann.
Der Roman läßt sich gut lesen, ist eindrücklich in seiner Schilderung.
Ich vermisse allerdings eine Karte, auf der die geographischen
Wechselfälle der Familie eingezeichnet sind.
Um umfassend alle kriegerischen Aktionen zu verstehen, wäre auch eine kleine Zeittafel sinnvoll.
Schließlich sollen hier doch nochmal brutalste politische europäische Aktionen
auf Kosten der einfachen Bauern ins Gedächtnis gerufen werden.
Warum es in der Ankündigung heißt "wie die Fähigkeit eines Menschen zu
lieben ihn über alles hinwegretten kann" verstehe ich nicht und kann ich mit
dem Buch nicht in Zusammenhang bringen.
Es könnte höchstens eine Heimatliebe gemeint sein, tatsächlich hat Jacob den großen Wunsch
nach Hause zurückzukehren, als er auf der Deportation nach Sibirien fliehen kann,
obwohl er auch da fast nur Leid erlebt hatte.
Der Einband erscheint mir grotesk und schreckt eher vom Buch ab.
Das Buch aber hat mir gut gefallen.