Jacobs Schicksal

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wal.li Avatar

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Eine opulente Familiengeschichte hat die Familie Obertin, nunmehr im Banat in Rumänien lebend, stammend jedoch aus Lothringen. Dort aus dem Nichts aufgetaucht, sich mühsam empor gearbeitet, um wieder mit Nichts da zu stehen. Jacob (mit c) erfährt davon aus den Erzählungen seines Großvaters. Dessen Tochter Elsa, Jacobs Mutter, wollte reicht sein, deshalb fuhr sie als junges Mädchen nach Amerika. In den frühen Jahren des 20. Jahrhunderts eher ungewöhnlich. Nicht ungewöhnlich jedoch die Reaktion des Dorfes, bei ihrer Wiederkehr, denn niemand will wirklich etwas mit ihr zu tun haben. Darin sieht Jakob (mit k) seine Chance und er bietet ihr die Ehe und Kinder an, dafür will er den Hof. Nun also hat Jacob (mit c) einen Vater, der ihn nicht leiden kann, weil er eher schwächlich ist und eine Mutter, die ihren Mann nicht leiden kann, aber versucht ihr Kind zu beschützen, soweit es möglich ist.
Diese Familienchronik schlägt wahrlich etliche Kapriolen, da gibt es Mörder, Diebe, Betrüger und irgendwie führt alles zu Jacob, der selber nichts von diesen Zügen seiner Verwandtschaft geerbt zu haben scheint. Das schwächliche Kind, das nur mühsam am Überleben gehalten wird. Ungeliebt vom Vater, aber dafür mit einer engen Verbundenheit zum Großvater. Ein schweres Schicksal wird ihm aufgebürdet, geboren 1926, zum Glück zu jung für den Krieg, aber dennoch alt genug, um die Härte dieser Zeit im vollen Bewusstsein miterleben zu können. Früh mit Verlusten und großem Leid konfrontiert, deportiert, immer knapp Überlebend, doch auch immer knapp an einer besseren Zukunft vorbei.
Eine bewegende Sicht auf einen wichtigen Teil der Geschichte, die mich allerdings nicht so gepackt hat, wie ich vorher gehofft hatte. Ich habe Jacob oft bemitleidet, doch hätte ich mir genauso oft gewünscht, er würde aufstehen, mehr als einmal fügt er sich jedoch in sein Schicksal und klebt weiter an seinem Vater, der ihm nie etwas abgewinnen konnte und der ihm kein besseres Leben gönnt. Leider gibt es solche abstoßenden Eltern auch im wahren Leben, die wegen ihres eigenen großen Egoismus das Leben der Kinder klein halten und ihn nicht die Entwicklung ermöglichen, die eigentlich ein jeder verdient hat. Aus dieser Sicht heraus, konnte ich mich leider mit dem Buch nicht so recht anfreunden, sondern hatte beim Lesen manches Mal einen nicht geringen Wiederwillen, da die Wohlwollenden schwach sind und die Starken halt nicht wohlwollend.
Ein gut geschriebenes Buch, das hauptsächlich in einer geschichtlich wichtigen Epoche spielt. Allerdings eines, bei dem jeder selbst erfahren muss, was es in ihm auslöst.