Guter Ansatz, mäßige Umsetzung

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metalpanda Avatar

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"Jäger" ist der vierte Roman des Autoren-Duos "Tania Carver", der in Deutschland erschienen ist. Viele Kritiken preisen ihn als den "besten" Roman der Reihe um die Profilerin Maria Esposito und ihren Ehemann, den Ermittler Phil Brennan, an. Nachdem ich alle Vorgänger dieser Reihe kenne und nun auch den "Jäger" gelesen habe, kann ich mit dieser Meinung leider absolut nicht konform gehen.

Am Anfang des Romans wird ein Junge vorgestellt, der - so scheint es - seine gesamte Familie mit einem Gewehr erschossen hat. Einige Kapitel später taucht der "Mörder" wieder auf, viele Jahre später und nachdem er seine Strafe abgesessen hat.
Maria Esposito und Phil Brennan wollen ein paar schöne Tage mit ihrer Familie am Meer verbringen, doch plötzlich geht das gemietete Cottage in Flammen auf, der Schwiegervater ist tot und Phil schwer verletzt und die kleine Tochter ist nicht mehr aufzufinden.
Maria macht sich auf eigene Faust auf die Suche nach ihrer Tochter, nachdem sich die Entführer bei ihr melden.

Soweit so gut, der Beginn versprach eine spannende Geschichte, wenn auch die ganzen Geschehnisse noch keine Zusammenhänge ergaben und absolut unklar war, in welche Richtung sich der Fall entwickeln wird.
Doch leider war die Luft recht schnell raus, es kommen ständig neue Charaktere hinzu, die einzelnen Passagen ergeben zunächst gar keinen Sinn und erscheinen im Nachhinein, wenn man weiß was Sache ist, irgendwie "mit heißer Nadel" zurechtgeflickt worden zu sein, um in den Gesamtkontext zu passen.
Die Geschichte wird aus mehreren Perspektiven erzählt, sodass man sich ständig umorientieren muss. Grundsätzlich kein schlechter Trick, doch irgendwann ist es ermüdend, auf 500 Seiten ständig zwischen mindestens fünf unterschiedlichen Blickwinkeln zu wechseln.
Manche Handlungen erscheinen unlogisch oder es werden plötzlich Teile der Geschichte einfach "ausgelassen", sodass man als Leser ständig mit einem riesigen Fragezeichen über dem Kopf da sitzt.
Das Schlimmste ist jedoch, durch diese ganzen kleinen Schwächen leidet die Spannung enorm, da man sich eigentlich ständig nur über irgendwelche Logikfehler ärgert oder zurückblättert, um nachzuschauen, zu wem denn dieser Name nun wieder gehört.
An Brutalität hat es Carvers Büchern noch nie gemangelt, jedoch finde ich hier manches wirklich sinnlos. Warum musste ausgerechnet Phils Vater in den Flammen sterben? Die schlimmen Verbrennungen bei Phil hätten doch alleine schon ausgereicht, um die Brutalität der Täter zum Ausdruck zu bringen. Zumal diese ganze Geschichte mit Ferien am Meer und dass ausgerechnet dort das Unglück passiert... naja, einfach nur seitenfüllend scheint.
Der Schluss ist leider ebenfalls alles andere als fesselnd und ich war einfach nur froh, dass diese, in meinen Augen wirklich sinnlose Geschichte endlich zu Ende war.

Wie gesagt, ich kenne alle Romane um das Ehepaar Esposito-Brennan, die bisher auf Deutsch erschienen sind, und immer noch finde ich den ersten (Entrissen) mit Abstand am besten. "Jäger" ist in meinen Augen leider der schlechteste Roman der Reihe. Vielleicht ist einfach irgendwann die Luft raus, und vor allem die Tatsache, dass dieses Polizeipärchen dermaßen vom Pech verfolgt wird, dass sie ständig persönlich in irgendwelche Fälle verwickelt sind, verleiht dem Ganzen irgendwann einen leichten Touch von Unglaubwürdigkeit.