Jagd – erst verwirrend, dann spannend, am Ende frustrierend

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nicky_g Avatar

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Annika Bengtzon ist Reporterin und wird zu einem brutalen Fall gerufen: der Politiker und Geschäftsmann Ingemar Lerberg wurde in seinem eigenen Haus gefoltert und liegt nun im Koma. Wer hat ihm das angetan? Und wo ist seine Frau Nina? Warum hat sie ihn und die drei gemeinsamen Kinder verlassen oder wurde sie entführt?
Auf Seiten der Polizei ermittelt keine Ungekannte: Nina Hoffman ist neu bei der Kripo und wurde mit diesem Fall beauftragt. Gemeinsam schaffen es die beiden Frauen Licht in das Dunkel zu bringen, das weit in die Vergangenheit zurückreicht.
Ich wusste vorher, dass es sich bei diesem Roman um einen Teil der Reihe um die Journalistin Annika Bengtzon handelt und dass die Figuren einander bekannt sind und eine gemeinsame Vergangenheit haben, die ich nicht kenne. Teilweise werden Reaktionen aufeinander später aufgeklärt, z. B. als die beiden Protagonistinnen sich das erste Mal begegnen, allerdings muss man sich auch einiges selber zusammenreimen und hofft, dass es nicht für dieses Buch relevant ist. Im Allgemeinen waren mir die Charaktere nicht sonderlich sympathisch, was vielleicht auf Unkenntnis der Vorgeschichte beruhen mag. Das trug dazu bei, dass mich der erste Teil des Buches verwirrte und mir viele Fragen durch den Kopf geisterten, von denen einige nicht beantwortet wurden, weil die Erklärung in einem der vorherigen Bände (wahrscheinlich) zu finden ist, z. B. der Streit zwischen Annika und ihrer ehemaligen Busenfreundin Anne.
Dann aber wurde es richtig spannend. Der Mittelteil war super. Einzelne Fäden wurden aufgegriffen und gelöst, andere vertieft, manche verliefen ins Leere. Das war richtig gut und konnte mich fesseln. Unlogisch fand ich zwar, warum Nora ausgerechnet einer Fremden, ihrer Russischlehrerin und Putzhilfe, ihre Probleme erzählt hat und sich ihr anvertraut hat, aber ansonsten fieberte ich richtig mit.
Bis zum Ende. Das fand ich enttäuschend. Nichts wurde abgeschlossen: der Blogger, der Annikas Chef drangsalierte, wurde nicht entlarvt, die Attentäter nicht geschnappt (es gibt nur eine Anspielung auf eine mögliche Lösung), Nora nicht gefunden. Alle Fäden, die sorgsam gesponnen wurden, waren abgeschnitten. Natürlich muss man nicht alles haarklein aufdröseln, aber dermaßen in der Luft hängen gelassen zu werden, war für mich ernüchternd.