Politiker, Folter, Geldwäsche - Annika Bengtzon!

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sternchen1202 Avatar

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Inhalt:
Annika Bengtzon lebt mittlerweile mit ihrem Lebensgefährten, dessen und ihren Kindern zusammen in einer Wohnung und schreibt immer noch für das Abendblatt, als sie von einem Überfall auf einen lokalen Politiker berichten soll, der fast zu Tode gequält und gefoltert wurde. Der Mann ist für Annika kein Unbekannter, da ihre Zeitung bereits über einen Steuerskandal berichtete, in den er verwickelt gewesen sei. Aufgrund der Berichterstattung in den Medien musste er vor sieben Jahren zurücktreten. Während ihrer weiteren Recherchearbeit stößt sie auf Ungereimtheiten und viele offene Fragen. Was hat Ingemar Lerberg getan oder gewusst? Wer hat ihn überfallen? Warum ließ man ihn am Leben? Doch die wichtigste Frage scheint eine andere zu sein: Wo ist Nora, Ingemar Lerbergs Frau, geblieben?
Annika ermittelt zusammen mit ihrem Praktikanten auf eigene Faust und stößt dabei auf einen längst vergangenen, nie aufgeklärten Vermisstenfall. Haben die beiden verschwundenen Frauen etwas miteinander zu tun?

Beurteilung:
„Jagd“ war mein erster Krimi von Liza Marklund. Ich hatte vorher nur von ihr gehört, selbst jedoch nie ein Buch gelesen und kannte Annika Bengtzon daher auch nicht. Da ich jedoch bereits andere Schwedenkrimis gelesen habe, hatte ich eine ungefähre Vorstellung von dem, was mich erwartet. Diesbezüglich wurde ich auch nicht enttäuscht. Marklund beschreibt sowohl die schwedische Landschaft als auch Stockholm und die Menschen sehr anschaulich und genau. Sie schafft es mit ihrem Schreibstil immer wieder, dass ich einen Film vor meinem inneren Auge sehen konnte! Dies lag auch daran, dass Marklund ihre Geschichte aus der Perspektive vieler unterschiedlicher Figuren erzählt. Zu Beginn war das für mich sehr verwirrend, da ich nie genau wusste, von welcher Person aus jetzt erzählt wird. Auch konnte ich ohne Vorkenntnisse nie genau die Wichtigkeit der jeweiligen Person einordnen oder ihre Vergangenheit auf die aktuelle Entwicklung beziehen. Es wurden immer wieder Andeutungen zu Annika, ihrer gescheiterten Ehe mit Thomas, Nina und deren Familiengeschichte gemacht, die ich aber nicht immer verstanden habe. Auch war es für mich als Marklund-Neuling sehr schwierig die Beziehungen der Personen untereinander zu verstehen. Es gab hin und wieder Textstellen, die Rückblenden beinhalteten, mit denen ich dann aber nichts anfangen konnte. Zwar hatte ich zu Beginn die Hoffnung, dass einige Verweise noch aufgelöst oder genauer erklärt werden, doch die Hoffnung wurde schnell enttäuscht. Trotzdessen konnte ich der Handlung des Krimis sehr gut folgen und war von der Dichte des gesamten Romans mehr als beeindruckt. Durch die vielen unterschiedlichen Perspektiven bringt Marklund sehr viele Themen, Motive und Facetten in die Geschichte ein, die wesentlich zur Spannung beigetragen haben. Die letzten 150 Seiten flogen nur so an mir vorbei und schneller als gedacht hatte ich die letzte Seite gelesen. Leider musste ich hier jedoch feststellen, dass das Ende offen gehalten war: Bei den meisten Krimis wird der oder die Täter gestellt und für ihre Taten zur Verantwortung gezogen. Anders bei „Jagd“. Obwohl ich eigentlich nichts gegen ein offenes Ende habe, hat es mich hier doch ein wenig gestört. Auch wenn die Motive geklärt werden, ich wusste, was mit Nora passierte – es hat mich trotzdem gestört, dass die Täter nicht gefasst und bestraft wurden.
Annika und Nina sind in dem Roman die beiden Hauptfiguren, da sie unabhängig voneinander ermitteln. Nina ist bei der Kripo tätig und Annika recherchiert als Reporterin. Die beiden Frauen werden durch eine gemeinsame Vergangenheit miteinander verbunden, die ich jedoch nur andeutungsweise kenne. Trotzdem habe ich beide Frauen schnell in mein Herz geschlossen, da sie aus den unterschiedlichsten Gründen handeln, die aber gut nachvollziehbar sind.
Doch nicht nur Marklunds Figuren haben es mir angetan, sondern auch das unglaublich tolle Cover! Immer wieder ertappte ich mich während des Lesens dabei, dass ich das Buch zuklappte, um mir das Cover anzusehen. Man kann auf dem Cover eine skandinavische Landschaft in Blau- und Grautönen erkennen – eigentlich nichts Besonderes. Doch durch die neongelbe Schrift und die neonpinken Wolken sowie Farbspritzer bekommt das Cover etwas sehr Modernes. Es wirkt fast wie ein Kunstwerk! Wie ich heute in der Buchhandlung feststellen konnte, fällt „Jagd“ mit seinem Cover auf dem Krimitisch sofort ins Auge!
Bemängeln muss ich in diesem Zusammenhang jedoch, dass sich der glänzende Lack über dem Autorennamen und dem Titel auf dem Buchrücken durch das Auf- und Zuklappen ablöst, was ich sehr schade finde.
Insgesamt kann ich „Jagd“ allen Marklund Fans sehr empfehlen. Man sollte vorher bereits andere Bücher über Annika Bengtzon gelesen haben, um alle Feinheiten zu verstehen. Jedoch lässt es sich auch so lesen, wenn man darüber hinweg sieht, einiges nicht zu verstehen!
Insgesamt gebe ich dem Buch drei von fünf Sternen!