Solide Unterhaltung mit schwachem Ende.

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phoenix84 Avatar

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Der Kriminalroman " Jagd " von Liza Marklund ist das zehnte Werk der Annika Bengtzon - Reihe und beginnt mit einem heftigen Prolog, in dem ein Lokalpolitiker erschreckend systematisch und präzise an den Rande des Todes gefoltert wird. Wie sich heraus stellt, suchen die Täter Nora, die Frau des Politikers und haben anscheinend nicht die nötigen Informationen bekommen.
Journalistin Annika Bengtzon wird auf den Fall angesetzt und versucht über Fallanalytikerin Nina Hoffman an Informationen zu gelangen, um die Hintergründe des Verbrechens zu beleuchten. Beide Protagonistinnen haben ein Päckchen zu tragen; Nina wurde erst unlängst nach einem wohl spektakulären alten Fall wieder erneut in den " praktischen Dienst " versetzt und hadert mit sich. Annika versucht nicht nur, die Probleme ihres Vorgesetzen, welcher von einem Internetblogger denunziert wird, klein zu halten. Sie selber kämpft noch an ihrer persönlichen Front, der Patchwork- Familie. Allen Widrigkeiten zum Trotz klärt sich das mysteriöse Verschwinden Noras doch noch auf; der Schlüssel zur Lösung liegt in einem längst vergangenen Fall...

Stilistisch gesehen bedient sich Marklund an häufigen Wechseln der Perspektive. Rein technisch gesehen stört dies nicht den Lesefluss; wohl irritierend ist die Fülle an - meiner Meinung nach - Nebenpersonen und deren Handlungssträngen, deren Gewicht in der Aufklärung des Falles zu vernachlässigen ist oder die schlichtweg die Handlung überhaupt nicht voran bringen. Der Krimi liest sich somit stellenweise nicht " rund ". Manche Kapitel scheinen deshalb beinah reine Lückenfüller zu sein.
Zu berücksichtigen ist natürlich, dass es sich um eine Krimi-Reihe handelt und man , sofern man nicht alle Romane kennt, nicht alle Andeutungen oder Bezugnahme auf frühere Ereignisse verstehen kann.
Trotzdem fragt man sich bei einigen Kapiteln oder schlichtweg unnötig detaillierten Beschreibungen von beispielsweise Straßen, Häusern, Landschaften nach deren Daseinsberechtigung.

Nichtsdestotrotz fühlte ich mich streckenweise gut unterhalten, die Verknüpfung von Privatleben und Arbeit von Annika Bengtzon empfand ich meist als gelungen. Viele andere Charaktere bleiben blass; besonders aus Nina hätte man meiner Meinung nach mehr heraus holen können. Manch emotionale Reaktion ihrerseits war mit völlig unklar, wobei mir eventuell einfach Vorkenntnisse aus anderen Romanen der Reihe fehlen. Es gelingt bis zur Mitte und auch noch darüber hianus ein gewisser Spannungsbogen, der jedoch am Ende total verpufft. Möglicherweise knüpft hier der nächste Krimi an; als Einzelwerk betrachtet hat mich das Ende jedoch eher enttäuscht. Kaufempfehlung für Leser mit mehr Vorkenntnissen oder Fans der ersten Stunde.