Eine Einwanderungsgeschichte

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dany_87 Avatar

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Der Roman „Jahre mit Martha“ ist das zweite Buch des Autors Martin Kordic und im S. Fischer Verlag erschienen. Es umfasst 286 Seiten und zeigt auf dem Cover ein Pärchen, das auf einer Bank sitzt. Der Mann ist seitlich zur Frau hinüber gebeugt und hält ihre Hand. Die Frau sehen wir nur von hinten, sie scheint in die Ferne zu blicken.

In dem Roman geht es um Zeljko, der von allen nur „Jimmy“ genannt wird, und mit seiner Familie aus der Herzegowina nach Westdeutschland auswandert um dort ein neues Leben zu beginnen. Der Roman beginnt in den späten Neunzigern und als Leser begleiten wir Zeljko beim aufwachsen und wie er sich mit 15 zum ersten Mal verliebt. Allerdings nicht in eine Gleichaltrige, sondern in Martha, die Frau, bei der seine Mutter putzt. Mit Martha öffnet sich für ihn eine Tür zu einer anderen Welt. Bücher, Theaterbesuche und vor allem Bildung.
Die Zeit vergeht und Zeljko beginnt sein Studium in München, als Erster in seiner Familie studiert er und eines Tages kreuzen sich die Wege zwischen ihm und Martha wieder.

Das Buch ist für mich in erster Linie eine Einwanderungsgeschichte. Als Leser begleiten wir Zeljko und seine Familie von seiner Kindheit, über die Jugend, bis zum Erwachsenen. Man erfährt viel über das Leben dieser Einwandererfamilie, deren Einstellung in diesem neuen Land bloß nicht aufzufallen, dazugehören zu wollen. Gleichzeitig aber auch die eigenen Traditionen nicht zu vergessen, sich nicht zu verbiegen. Für Zeljko ist vor allem Bildung der Schlüssel zur Integration, daher tut er alles, um dieses Ziel zu erreichen. Hierbei sind vor allem zwei Personen besondere Schlüsselfiguren. Zum einen natürlich Martha und zum anderen sein Dozent an der Uni, Alex Donelli. Zu beiden Personen steht Zeljko in einem Abhängigkeits- und Machtverhältnis, was im Buch eine entscheidende Rolle einnimmt. Gleichzeitig spinnt sich diese Liebesgeschichte zwischen ihm und Martha durch den gesamten Roman und vertreibt so auch immer wieder die Schwere des Hauptthemas.

Ich mochte den Schreibstil des Autors und die Stimmung im Roman sehr gerne. Für mich war es eine wirklich schöne, runde Geschichte, die sehr stimmig war. Besonders der große Part der Einwanderungsthematik hat mich überzeugt und den Reiz des Buches ausgemacht. Das Buch ist nicht kitschig, sondern sanft, nicht betrübt, sondern melancholisch. Genau dieser Mix macht es für mich aus. Stellenweise war es mir allerdings dann doch etwas zu langatmig, weshalb ich nicht zu 100% überzeugt bin.