Gelungene Neuinterpretation

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bookienishie Avatar

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Der Autor Percival Everett ist afroamerikanischer Abstammung und daher geht es in seinen Romanen genau um solche Themen. Es geht um Rassismus und die damit einhergehende Ungerechtigkeit, die in den USA bis heute besteht und dadurch greift der Autor diese Thematik auf.

In seinem neuen Buch "James" entführt uns der Autor in die Blütezeit der Sklaverei, als die Afroamerikaner wie Arbeitstiere behandelt wurden. Es gab keinerlei Rechte für Individualität, keine Rechte zum Handel, um seinen Lebensstandard zu steigern und absolut keine Möglichkeit der Sklaverei zu entkommen.

Der Autor lässt den Ich-Erzähler Jim in zwei Sprachen reden. Mit anderen Sklaven unterhält Jim sich vollkommen normal, schaltet aber sofort in eine andere Sprache um, sobald Weiße in der Nähe sind. Obwohl er intelligent ist, lesen und schreiben kann, stellt er sich dumm. Die Weißen sollen sich nicht unterlegen fühlen, deshalb spricht Jim dann in einer Art Slang, den er auch die Kinder der Sklaven lehrt. Er bringt ihnen bei, wie sie sich im Beisein Weißer zu verhalten haben, dass sie Blickkontakt vermeiden sollen und nie reden dürfen, ohne gefragt worden zu sein.

Percival Everetts Buch ist in intelligenter und mitreißender Sprache geschrieben, es hat mich gefesselt und betroffen gemacht. Der Autor schildert eindrucksvoll den Rassismus des 19. Jahrhunderts in den Südstaaten Amerikas und führt dem Leser die Unmenschlichkeit und unvorstellbare Grausamkeit der Sklaverei vor Augen. Der Roman ist keine leichte Kost, er ist spannend, herzzerreißend und oft nur schwer zu ertragen. Das Ende ist hoffnungsvoll, und es kommt zu einer mich vollkommen überraschenden Enthüllung.