Abscheulich aber fesselnd

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misspider Avatar

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Erster Eindruck: ganz schön düster. Der geschwärzte Buchschnitt erinnert an eine Trauerkarte, was irgendwie passt, da es in dem Buch ja darum geht, eine vermisste Frau für tot erklären zu lassen.

Zweiter Eindruck: Kann man ein Buch gut finden, dessen Hauptpersonen man nicht ausstehen kann? Beim Gedanken an Leon und Lune fällt mir spontan dieses Wort ein: Abscheu. Immerhin wandelt sich diese Abscheu mit der Zeit, und je mehr ich anfangs noch Mitgefühl mit Leon hatte und Unverständnis für Lune, sah es gegen Ende genau andersherum aus.

Je weiter man liest, desto stärker ist der Sog, der einen in die tiefsten Abgründe der Stadt Louisson und vor allem der Menschen, die dort leben, zieht. Unbeschreibliches spielt sich ab und mehr als einmal habe ich mich gefragt, wie man so ein Leben führen kann, wie es solche Menschen überhaupt geben kann. Man fühlt sich schmutzig, gleichzeitig kann man nicht wegschauen - dieses Buch ist nichts für schwache Nerven.

Nach einigen kleinen Ungereimtheiten bzw. sehr zufälligen Zufällen kam das Ende nicht überraschend, aber befreiend, und man konnte endlich wieder aufatmen.

Bist Du bereit, die helle, aber vor allem auch die dunkle Seite der menschlichen Seele zu erforschen?...