Das Rätsel um Lune

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
sorko Avatar

Von

Abgründe tun sich auf. Abgründe, die durchaus vorhanden sind, die real sind, die aber oft übersehen oder verdrängt werden. Schwer zu verdauen, was der kleinen Lune in ihrer Kindheit widerfahren ist. Erst missbraucht, dann von der eigenen Mutter als Lügnerin hingestellt, gedemütigt und ebenfalls misshandelt – wie kann ein Kind damit fertig werden? Kleine Fluchten, solange sie noch abhängig ist; dann, als es möglich ist, die große Flucht nach Frankreich. Dort verliert sich ihre Spur, zehn Jahre vor dem Beginn der Handlung.
Lune hat einen Zwillingsbruder, Leon, welche Rolle spielt er? Das wird erst langsam klar, durch seine Suche nach der verschwundenen Schwester und durch die Briefe. Seine Verwandlung schockiert erneut, es dauert, bis schließlich die ganze Wahrheit ans Licht kommt.
Die Spannung bleibt bis zum Schluss erhalten, es ist fesselnd geschrieben, das fand ich gut. Aber etwas Kritik muss ich anbringen. Hätte ein französischer Kriminalkommissar tatsächlich einen ausländischen Klienten, den er nicht kennt, und der irgendwie ja auch in den Fall verwickelt zu sein scheint, in sein Haus eingeladen, ihn in seine Familie integriert und ihn sogar mit seiner attraktiven Frau allein gelassen? Da habe ich starke Zweifel. Höflichkeit und freundliches Entgegenkommen, ja klar, aber gleich Familienanschluss? Da muss die mörderische Hitze in jenem Sommer dem Verstand des Kommissars schon arg zugesetzt haben. Und das hätte natürlich auch sehr viel schlimmer ausgehen können...
Gut, es ist halt ein Roman, und der ist als Ganzes sehr lesenswert.