Die dunkle und die helle Seite

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liesmal Avatar

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Lune und Leon sind Zwillinge. Lune war vor elf Jahren nach Frankreich gegangen um in Louisson einige Semester zu studieren. Sie hat von dort eine Zeitlang Briefe an Leon geschickt, doch irgendwann blieben die Briefe aus und man hat nichts mehr von ihr gehört.
Nach dem Tod ihrer vor zehn Jahren verstorbenen Mutter wird Lune Haupterbin. Auf Anraten seiner Frau Martha und seines Freundes und Anwalts Mark macht sich Leon auf die Suche nach seiner Schwester und reist nach Frankreich um seine Schwester für tot erklären zu lassen. Er trifft dort auf Inspektor Christian Mirambeau, auf den er großen Eindruck macht.
Während seines Aufenthaltes in Louisson erinnert sich Leon an frühere Zeiten und an seine Familie. Die Großmutter war überzeugt davon, dass in Lune das Böse steckt, denn die Zwillinge wurden in einem Monat geboren, in dem es zwei Monde gab – das sei das Zeichen, so sagte sie, dass Lune zwei Seiten in sich habe. Das Verhalten der Mutter zu ihrer Tochter war von erschreckender Brutalität.
Mirambeau ist fasziniert von Leon und beschließt herauszufinden, was mit Lune geschehen ist. Von der Vermieterin, bei der Lune zuletzt offiziell gemeldet war, erhält er einen kleinen Karton mit Lunes persönlichen Dingen, darunter befinden sich Fotos und Briefe. Besonders fasziniert ihn ein Foto von Lune und er arbeitet wie besessen daran, Lunes Weg zu verfolgen.
Zu Leon entwickelt Christian Mirambeau ein vertrauensvolles Verhältnis, er lädt ihn sogar ein, im Haus seiner Familie mit Frau und Kindern zu wohnen.
Während der Nachforschungen geschehen Morde an zwei Männern, zu denen Lune vor Jahren Kontakt hatte…
Lune hatte in ihren Briefen an Leon aus ihrem Leben berichtet und die Orte in Louisson genau beschrieben. Leon hat jeden einzelnen Brief Wort für Wort auswendig gelernt und geht jetzt in Louisson jeden von Lune beschriebenen Weg. Dabei geht es auch in die dunkelsten Gassen und Bars, dorthin, wo Lune ihre „dunkle Seite“ auslebte.
Zitat: „ Lune hatte nicht nur ihr Leben, sondern immer auch seines mit Inhalt gefüllt. Und ihr Leben kannte keine Grenzen.“
Ganz viele Informationen aus ihrer Kindheit und auch aus Lunes Briefen gibt Leon an Christian weiter. Er sagte auch: „So viele Menschen projizierten irgendwas in Lune hinein. Unsere Großmutter, dass sie verrückt ist. Unsere Mutter, dass sie besessen ist. Die Lehrer, dass sie hochbegabt ist. Die Männer, dass sie unnahbar ist…“
Das Buch selbst macht einen sehr düsteren Eindruck durch das Cover mit der dunklen Gasse, den geschlossenen Türen und Fensterläden, dem wolkenverhangenen Himmel und dem Schwarz der äußeren Seitenränder. Kennt man die Geschichte, weiß man, dass alles passt.
Ist es wirklich der Monat mit zwei Monden, der einen der zu dem Zeitpunkt geborenen Zwillinge zwei Seiten haben lässt? Oder sind eher die Lebensumstände und das Verhalten der Menschen um einen herum entscheidend für das weitere Leben?
Schon die Leseprobe ist sehr spannend geschrieben und die Spannung nimmt an keiner Stelle ab, im Gegenteil, ich konnte gar nicht so schnell lesen wie ich wollte, hatte oftmals eine Gänsehaut und immer das prickelnde Gefühl, wissen zu wollen, was als nächstes geschieht.
Nicht zuletzt durch Lunes Briefe wird der Leser in die Orte des Geschehens integriert. Ich zumindest hatte oft sehr deutliche Bilder vor mir. Kein Film könnte besser sein.
Selten habe ich ein Buch so verschlungen.