Die helle und die dunkle Seite

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salander Avatar

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10 Jahre nach dem Verschwinden seiner Zwillingsschwester Lune reist der deutsche Leon Bamberg nach Süd-Frankreich in das Örtchen Louisson, um seine Schwester für tot erklären zu lassen. Der ermittelnde Beamte Christian Mirambeau stößt bei seinen Nachforschungen auf Ungereimtheiten und verstrickt sich immer mehr in den Fall. Die verschwundene Frau übt auf Mirambeau eine seltsame Faszination aus.
Die beiden Geschwister sind in einem Monat mit zwei Vollmonden geboren, und nach einer alten Sage stecken in Zwillingen, die während dieses Janusmondes geboren werden, zwei unterschiedliche Charaktere, ein böser und ein guter.

Es wird Sie verändern! Wenn ich zu Ende erzählt habe, wird in Ihrer Welt nichts mehr so sein, wie es war. Etwas in Ihnen wird sich öffnen und Sie bereichern, aber etwas anderes wird für immer zerbrechen.

Das ist der Klappentext und zusammen mit dem düsteren Cover war ich sehr neugierig und versprach mir eine verstörende Geschichte. Das wirklich sehr gelungene Cover zeigt eine verwinkelte dunkle Gasse, alte verfallene Häuserfluchten unter einem wolkenverhangenen Himmel, alles in grauen Tönen, nur von einigen blutroten Fensterläden unterbrochen.
Diese Düsternis wird von dem geschwärzten Buchschnitt noch verstärkt.

Leider konnte die Geschichte meine Erwartungen nicht ganz erfüllen. Der Hauptstrang, die Suche nach der Vermissten wird immer wieder von Rückblenden und Briefen von Lune, in denen sie ihrem Bruder von ihrem Leben berichtete, unterbrochen. Man erfährt, dass Lune seit ihrer Kindheit als die 'Böse' galt und sich dann als junge Frau ohne Rücksicht auf Verluste ins Nachtleben stürzte. Das was Lune erlebte, ist teilweise wirklich schwer zu verdauen, andererseits waren die detaillierten Briefe in ihrer poetischen Schreibweise und Symbolhaftigkeit nicht so mein Ding und da auch ständig alles wiederholt wird, etwas langatmig. Lune provoziert die ihr begegnenden Männer nur um des Provozierens willen, während Leon mit mit einer obsessiven Leidenschaft an Lune hing. Für ihn ist sie eine schillernde manipulative Persönlichkeit, die alle Menschen in ihren Bann zieht und sie dann zerstört. Viele ihrer Handlungen im verruchten Hurenviertel, in dem sie sich aufhielt werden detailliert beschrieben, blieben mir aber oft unverständlich. Nach und nach stellt sich heraus, dass es wohl eher die Lebensumstände und die Geschehnisse in ihrer Kindheit sind, die sie zu diesem Verhalten brachten.

Einige Dinge fand ich auch echt unrealistisch. Welcher Beamte lässt seine Frau und Kinder mit einem Mann, den er grade erst bei seinen Ermittlungen kennengelernt hat, tagelang alleine?

Während ich mich teilweise echt durch gequält habe, kam im letzten Drittel wieder so etwas wie Spannung auf, ich wollte dann doch wissen wie alles zusammenhängt und konnte es nicht mehr aus der Hand legen.