keine Kost für Gewaltopfer oder Leute mit psychischen Problemen

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just-dreams Avatar

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Es ist sehr schwierig diesem Buch die "richtige" Rezension zu geben. Das liegt daran, dass die Geschichte des Zwilllingsbruders, der seine Zwillingsschwester sucht zwar die offizielle Hauptgeschichte ist, aber die diversen Hintergrundgeschichten zu einem ganz anderen Bild der Geschichte führen.

Im Grunde ist ganz einfach: Leon ist nach Frankreich gefahren um seine Schwester Lune zu finden. Eigentlich will er ihr Grab finden oder sie zumindest für tot erklären lassen. Schließlich ist Lune seit 10 Jahren nicht auffindbar bzw. hat den Kontakt zur Familie abgebrochen. Zu Anfang traut man Leon deshalb über den Weg. Doch das ändert sich mit jeder Seite, die man in diesem Buch liest.

Denn, was einem hier als "normal" verkauft wird, ist es definitiv nicht. Es sei denn, man glaubt eine Mutter habe das Recht ihre Tochter mit kochendem Tee zu übergießen, nur weil der Mutter etwas nicht passt. Wer genau liest und auf die Feinheiten achtet, bemert schnell, dass Lune nichts besseres tun sollte, als ihre Familie zu meiden. Oder sollte man wirklich auf jemanden bauen, der eine vergewaltigte Zwölfjährige beschimpft und bestraft für das was diese getan haben soll- ja das ist die Mutter. Wobei die Großmutter dieser dabei zustimmt.

Als  Psychiater würde ich sowohl Mutter, Großmutter als auch Leon in die Klapsmühle einweisen lassen. Die beiden ersteren, weil sie meiner Meinung nach manisch, depressiv und schizophren sind und letzteren, weil bei dem noch mehr daneben ist. Wie war das noch mit den Menschen, die in ihrer Jugend Tiere quälen und töten? Laut Profilerserien im TV alles potentielle Serienkiller. Leon gehört in diese Kategorie und hat das Quälen jetzt auf die Menschen verschoben.

Der Ermittler und besonders dessen Frau müssen diese Erfahrung mit all ihrem Schrecken machen. Eben dieser Ermittler erscheint mir im Vergleich zu den anderen Agierenden etwas blass gehalten.

Was die gesuchte Hauptfigur Lune angeht, so ist sie für mich eine verstörte Seele, die verzweifelt sich selbst sucht. Was ihr in der Geschichte angetan wird und wurde, ist nichts für Leser mit traumatischer Vergangenheit. Dazu sind die Beschreibung zwar vage genug, aber das Kopfkino beim Lesen umso zerstörender. Ich habe das Buch jedenfalls manches Mal einfach zur Seite legen müssen, um aus der gesamten Szenerie ausbrechen zu können.

Faszinierend ist dabei, dass ich es nicht einmal als spannende Geschichte empfunden habe. Es war mehr wie der Autounfall auf der anderen Seite der Autobahn. Man will nicht gucken, schaut aber doch hin. Hier will man eigentlich ncht weiterlesen, weil man eigentlich genug hat, tut es aber trotzdem. Spätestens ab Mitte des Buches war das bei mir der Fall.

Da ich es nicht wirklich spannend fand, sondern nur getrieben wurde das Ende endllich zu lesen, bekommt es nur 4 Sterne. Für 5 Sterne hätte es mir den Atem vor Spannung verschlagen müssen, mir war aber eher öfter schlecht, von dem, was da an Handlungen und menschlichen Perversereien beschreiben wurde- das belohne ich nicht mit einem weiteren Punkt.

Vor dem Lese- Genuß sei also gewarnt.