Gerührt und geschüttelt

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rebeccawinter Avatar

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Wer hat noch nicht den Spruch gehört oder sogar selbst gedacht „ich könnte ein Buch schreiben“. Doch zwischen Traum und Tat liegen viele Risiken. Simon Jarr hatte den Mut und seinen Traum einer schriftstellerischen Laufbahn zu folgen realisiert. Dazu hat er seine Arbeit im Finanzbereich eines Konzerns aufgegeben und fünf Jahre an seinem Debütroman „Jasper Field“ gearbeitet. Das ist bereits einige Sterne wert.
Als gebundenes Hartcover mit Lesebändchen und einem sehr gelungenen Schutzumschlag mit einem zweigeteilten Porträt in einer Art Positiv und Negativ, Persona und Schatten, wurde der 846 Seiten starke Roman wurde vom Autor selbst im Eigenverlag herausgegeben.
Der Plot des Zusammentreffens von Jasper Field mit dem Erben eines Verlagsimperiums, Max Sandberg, lebt von zahlreichen Geheimnissen um Herkunft, begangenen Verbrechen und Verwicklungen. Man fühlt sich als Leser wie mit einem Zeitraffer durch James-Bond-Filme geschleudert und ähnlich zu Matrjoschka-Puppen eröffnet sich nach jeder Enthüllung ein neues Geheimnis. Simon Jarr bedient sich dabei auch kleinsten Verwirrspielen. So gibt es oft nicht eine einfache Personalangabe, sondern erst nach ein paar Zeilen erfolgt eine Namensnennung. Da man in der Regel sofort weiß, um wen es sich handelt, sind solche Kunstgriffe eigentlich unnötig und wirken zu gewollt.
Die Geschichte entwickelt sich rasant und ist durchaus spannend. Dabei fand ich es positiv, dass die Kapitel in der Regel überschaubar lang sind und dadurch auch eine gewisse Struktur entsteht.
Simon Jarr hat Spass am Schreiben, an Worten. Das wird durch einen Schreibstil deutlich, der viele Adjektive enthält. Sie erzeugen Atmosphäre, lassen die Geschehnisse bildhaft werden. So sehr mir das zunächst gefiel – irgendwann ist es zu viel geworden und ich habe es als manieriert empfunden. Da blieb kein Platz mehr für eine eigene Vorstellung. Auch einige Phrasen wie „es geht um das große Ganze“ oder Rückgriffe auf James Bond „gerührt, nicht geschüttelt“ wären verzichtbar gewesen.
Nicht überzeugt hat mich die Darstellung der Personen. Zwar werden die Charaktere über psychologisches Grundwissen entwickelt, ihre Handlungen sind aber nicht folgerichtig und nicht nur unglaubwürdig, sondern unwahrscheinlich.
Dennoch: Betrachtet man den üppigen Lesestoff als spannenden, nicht unbedingt realitätsnahen Roman, als mitreißende Unterhaltung, so ist das Buch dafür ideal.