Abgründe im Umgang mit einer psychisch kranken Mutter

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miro76 Avatar

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Nach einem Selbstmordversuch müssen Edie und Mae zu ihrem Vater nach New York ziehen. Er hat die Familie verlassen, als Edie vier und Mae zwei war. Edie kann sich noch erinnern und vertraut dem Vater nicht, hat er sie doch schon einmal verlassen und nicht einmal einen Brief geschrieben.

Mae ist glücklich bei ihrem berühmten Schriftstellervater und tut alles, um ihm zu gefallen. Mae ist vor allem auch froh, von ihrer Mutter wegzukommen, die sie auf ihren psychotischen Ausflügen häufig begleiten musste.

"Sie sagte immer, ich wäre Moms Liebling, aber das ist nicht wahr. Es war eher so, dass Mom mich als Erweiterung ihrer selbst sah, während Edie die Freiheit hatte, ganz sie selbst zu sein."

So kommt es, dass Edie ihren Vater verlässt, um sich um ihre Mutter zu kümmern und Mae den Vater beim Schreiben seines nächsten Buches unterstützt. Marianne war seine Muse und Mae ist ihr wie aus dem Gesicht geschnitten. Die Grenzen zwischen Mutter und beginnen zu verwischen und Mae beginnt sich immer mehr in ihre Mutter zu verwandeln. Es entspinnt sich eine leise Tragödie im inneren dieser Kleinfamilie.

Die Autorin lässt abwechselnd Edie und Mae zu Wort kommt. Ergänzt das ganze aber mit Blickwinkeln anderer Menschen. Langsam entspinnt sich ein Bild der Eltern, das sie in ihren verschiedensten Facetten zeigt. Die Außenansichten entsprechen hier nicht immer dem Bild, das sie selbst von sich präsentieren möchte. Es ist eine äußert interessante Form, einen Menschen den LeserInnen vorzustellen und wir können klar erkennen, dass es hier kein schwarz-weiß gibt. Jeder trägt sein Bündel Schuld, jeder ist manchmal egoistisch und jeder leidet.

Die Spuren, die die Mutter bei ihren Töchtern hinterlassen hat, werden sie nie mehr los. Sie schaffen es zwar, sich in ihren jeweiligen Leben einzurichten, sind erfolgreich und können sich schwesterlich lieben. Dennoch sind sie auf der Suche und die Angst lässt sich nie ganz los.

Sprachlich ist das Buch wirklich großartig gemacht. Der Erzählstil passt sich dem jeweiligen Sprecher perfekt an und die vielen Perspektiven entwickeln einen ungemeinen Sog. Ich konnte das Buch kaum mehr aus der Hand legen, so spannend fand ich es! Ein großartiges Debüt! Ich freue mich jetzt schon auf das nächste Werk dieser jungen Autorin.