Die zerstörerische Kraft familiärer Beziehungen

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buecherfan.wit Avatar

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Im Debütroman “Je tiefer das Wasser“ von Katya Apekina, einer amerikanischen Autorin mit russischen Wurzeln, geht es einmal mehr um eine nicht funktionierende Familie. Edie, 16 und Mae, 14 sind bei der Mutter Marianne in einem Vorort von New Orleans aufgewachsen, nachdem der Vater, der berühmte Schriftsteller Dennis Lomack, die Familie 12 Jahre zuvor verlassen hatte. Nach dem Selbstmordversuch der Mutter holt der Vater seine Töchter zu sich nach New York. Edie, die sich immer um die psychisch kranke Mutter gekümmert hat, hasst den Vater und nutzt die erste Gelegenheit, um mit Hilfe eines jungen Nachbarn ihres Vaters nach Louisiana zurückzukehren. Sie will in der Nähe der Mutter sein, sie aus der Psychiatrie befreien. Mae dagegen sucht die Aufmerksamkeit und Liebe ihres Vaters und wird zu seiner besessenen Muse, als dieser wegen seiner Schreibblockade kurz vor dem Abgabetermin eines Manuskripts nichts vorzuweisen hat. In einer Reihe von Inszenierungen spielt sie die Rolle ihrer Mutter, der sie wie aus dem Gesicht geschnitten ist und treibt dieses Spiel bis an den Rand des Inzests. Alles steuert unaufhaltsam auf eine Katastrophe zu. Wird die enge Beziehung der sehr unterschiedlichen Schwestern all den Belastungen standhalten?
Erzählt wird in unzähligen kurzen Kapiteln aus ständig wechselnder Perspektive - meist aus der Sicht der Schwestern, aber es kommen auch eine Reihe anderer Figuren zu Wort, wie z.B. Dennis´ Schwester Rose, sein Freund Fred aus seiner Zeit als Aktivist in der Bürgerrechtsbewegung, die Studentin Amanda, die ihn bewundert und liebt. Briefe, Arztberichte und die Besprechung eines Romans von Dennis Lomack ergänzen den Blick auf diese Familie. Im Mittelpunkt steht das Jahr des Selbstmordversuchs – 1997 -, aber die Erzählung geht zurück bis 1968 und berichtet am Ende über die Situation der Schwestern im Jahr 2012.
Der Roman beeindruckt durch die Schilderung von kaputten, kranken Beziehungen zwischen den Mitgliedern einer Familie, wobei nicht nur die Krankheit der Mutter die Töchter fast zerstört, sondern auch die Art und Weise, wie der Vater beim Schreiben seiner Romane alle Menschen um sich herum förmlich aussaugt und Privates öffentlich macht. Es ist eine sprachlich sehr gelungene, wenn auch teilweise fast unerträglich düstere Geschichte.