Facettenreich und widersprüchlich

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Nach dem Suizidversuch ihrer Mutter Marianne ziehen Edith und ihre jüngere Schwester Mae zum Vater nach New York. Er ist ein weltberühmter Schriftsteller - nur seine Töchter kennen ihn kaum. Dennis hat die Familie verlassen, als Edith vier Jahre alt war. Edith hält es kaum aus, bei ihrem Vater zu wohnen, während ihre Mutter in einer Nervenklinik ist. Mae jedoch, die ihrer Mutter bis aufs Haar gleicht, vergöttert Dennis und ist froh, dass Marianne sie nicht mehr in ihre Probleme reinzieht. Doch als Edith aus New York abhaut, um ihre Mutter aus der Klinik zu holen und Mae beginnt, ihrem Vater beim Schreiben seines neuen Romans zu helfen, verändert sich die Dynamik zwischen dem Vater und der jüngsten Tochter drastisch.
An Apekinas Debüt haben mich besonders die verschiedenen Erzählebenen begeistert. Sie verwendet fiktive Interviews und Briefe, um die unheilvolle Beziehung der Eltern zu schildern. Außerdem legt sie sich nicht nur auf ein oder zwei Figurenperspektiven fest, sondern lässt viele Personen aus dem Umfeld der Familie zu Wort kommen. Das macht die unheilvolle Beziehung der Eltern, die ihre Schatten auf die Töchter wirft, jedoch nicht durchsichtiger. Raubt Marianne Dennis alle Kräfte? Oder saugt er seine fünfzehn Jahre jüngere „Kindsbraut“ als Muse aus? Auch, als das Verhältnis zwischen Dennis und Mae immer problematischer wird, weiß der*die Leser*in nicht, wessen Seite der Geschichte stimmt. So spielt Apekina mit der Wahrheit, die keineswegs absolut, sondern facettenreich und widersprüchlich ist. Einen ganzen Tag habe ich das Buch nicht aus der Hand gelegt und atemlos mitgefiebert, wie sich die Ereignisse entwickeln. Die überraschenden Wendungen machen das Buch zu einem echten Page Turner. Und auch das Ende verhält sich wie der Rest des Buches: Man weiß nicht, was stimmt und passiert. Der*die Rezipent*in muss sich seine*ihre eigene Meinung bilden. Das Spiel mit Realität und Wahrheit beherrscht Apekina grandios.