Krank und verstörend

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thirteentwoseven Avatar

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Im Mittelpunkt steht eine Familie in Louisiana, die leider durch und durch krank ist. Marianne, die Mutter leidet an einer dipolaren Störung, Psychosen, Depression sowie Wahnzuständen. Die Geschichte beginnt damit, dass sie einen Selbstmordversuch unternimmt und ihre beiden Töchter Edie und Mae zu ihrem Vater nach New York kommen. Die zwei Mädchen sind bisher weitestgehend in der Obhut der kranken Mutter aufgewachsen und entsprechend verkorkst und belastet. Der Vater ist ein berühmter Schriftsteller, der - wie sich im späteren Verlauf herausstellt - die kranken Episoden seiner Frau zur Inspiration für seine Bestseller-Romane genutzt hat.
Das ist aber längst nicht alles. Ohne Spoilern zu wollen, nur dieses. Im Laufe der Geschichte stellt sich immer mehr heraus, dass alle Familienmitglieder in irgendeiner Form nicht normal, psychisch krank, labil oder gestört sind. Der Vater entwickelt sich zur tragischen und schuldbehafteten Figur. Es ist nur dem Zufall zu verdanken, dass am Ende des Buches nicht das Schlimmste passiert. Das Ende bleibt zwar offen, aber ein weiterer Krankheitsschlag wird angedeutet. Die Gefahr, die von der Krankheit ausgeht, ist traumatisch und zerstörerisch und überlagert alles, auch die schönen und glücklichen Momente, die es auch gibt.
Die Geschichte wird aus vielen unterschiedlichen Perspektiven erzählt und läuft über mehrere Zeitebenen. Nebenthemen sind die Bürgerrechtsbewegung der 50er und 60er Jahre sowie die Nähe von Kunst und Wahnsinn.

Während ich den Beginn noch spannend fand und ich mich auch für die psychologischen Aspekte interessierte, drehte mir die Story jedoch ab circa Mitte des Buches leider zu viel ab. Auch entwickelte sich alles völlig anders als es der Klappentext erwarten ließ. Mit den einzelnen Charakteren konnte ich nicht warm werden. Ich muss aber zugestehen, dass die Autorin ihr Handwerkszeug versteht und ein dichtes und gut konzipiertes Werk abgelegt hat. Es ist allerdings völlig überfrachtet mit kranken Hirnen sowie dem ständigen Verweben von künstlerischen Akten mit der /den Erkrankungen. Die Krankheit und -ich sage mal - die "Vorfälle" werden dadurch überhöht und auf eine elitäre, andere Ebene gesetzt. Der gesunde Menschenverstand, der sagt: "Stop, so geht das nicht.", fehlt sehr oft und erscheint eher bei Randfiguren. Ich finde, die Schilderung des familiären Dramas um die Erkrankung hätte völlig gereicht, um eine zu tiefst berührende Geschichte zu schreiben.


Fazit: Zu viele kranke Hirne, zu viel Wahn(Sinn), zu viel Exzentrik, zu viel Kunst und künstlerische Akte, zu viel zu realitätsferne Handlung. Einfach krank und verstörend.