Mitreißend erzählt, vielschichtig arrangiert!

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lesestress Avatar

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Katya Apekinas Debüt „Je tiefer das Wasser“ ist eine Familiengeschichte und gleichzeitig das genaue Gegenteil von dem, was ich mir normalerweise darunter vorstelle, denn es geht mehr noch um toxische Beziehungen, Abhängigkeiten, psychischen und physischen Missbrauch. Es ist eine Geschichte, die mich bereits auf den ersten Seiten in ihren Bann gezogen und bis zum Ende nicht mehr losgelassen hat.

Zu Beginn des Buches, im Jahr 1997, sind die 14-jährige Mae und ihre zwei Jahre ältere Schwester Edith gerade bei ihrem Vater in New York angekommen. Dennis hatte die Mädchen vor 12 Jahren in Louisiana bei ihrer Mutter Marianne zurückgelassen, danach bestand kein Kontakt mehr – bis zu ihrem Selbstmordversuch. Nach der Einlieferung von Marianne in die psychiatrische Klinik haben die beiden Schwestern keine andere Möglichkeit als ihrem Vater nach New York zu folgen. Ungewohnt und angespannt beginnt ein gemeinsamer Alltag und während Mae alles tut, um dem Vater zu gefallen, hält Edie sich von ihm fern. Sie fühlt sich schuldig, die Mutter allein gelassen zu haben und möchte wieder nach Hause – zurück nach Louisiana.

Die Sogwirkung des Romans begründet sich in seinem Stil: Viele der kurzen Kapitel sind aus den Perspektiven von Mae und Edith geschrieben, jedoch immer wieder unterbrochen von anderen Figuren, Briefen, Notizen, Telefonaten und Interviews. Einige im Handlungsjahr 1997, andere Jahre früher oder später. Apekina spielt mit der Diskrepanz zwischen Außen- und Innenwahrnehmung, Fantasie, Wahn und Wirklichkeit. Durch die verschiedenen Perspektiven, Figuren und Gedanken entsteht ein kaleidoskopartiges Gesamtbild auf verschiedenen Zeitebenen, so zersplittert, wie das kranke Familiengefüge selbst. Stück für Stück zusammengefügt und dabei so mitreißend erzählt, wie vielschichtig arrangiert: Apekina hält durch immer neue Wendungen die Erzählung durchgehend interessant und konnte mich mit ihrem kongenialen Erzählstil vollends überzeugen!