Übersteigerte Liebe, Besessenheit und Wahn

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miriam0000 Avatar

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Nach dem Selbstmordversuch ihrer Mutter ziehen die beiden Teenager-Schwestern Edie und Mae zu ihrem Vater Dennis nach New York. Während Mae versucht, eine Beziehung zum verlorenen Vater wiederaufzubauen, will Edie einfach nur zurück zu ihrer Mutter Marianne nach New Orleans. Was als tragische Familiengeschichte beginnt, endet in einer Geschichte, die einen etwas ratlos zurücklässt.

Der Haupterzählstrang beschreibt die oben angerissenen Ereignisse im Jahr 1997 aus sehr vielen unterschiedlichen Perspektiven. Es kommen nicht nur Marianne, Dennis und die beiden Schwestern zu Wort, sondern auch eine Vielzahl an Freunden, Verwandten und Bekannten. Zwischendurch gibt es kurze Rückblicke, beispielsweise in Tagebuchform, die dem Leser die (toxische) Beziehung zwischen Dennis und Marianne aufzeigen, sodass der Leser einen sehr weit umfassenden Eindruck der gesamten Ereignisse bekommt.

Zentrale Themen in „Je tiefer das Wasser“ sind übersteigerte Liebe, Besessenheit und psychotischer Wahn. Während Edith nicht von ihrer Mutter lassen kann, versucht ihre Schwester Mae, den Vater für sich zu gewinnen und geht dabei sehr weit. Auch die Beziehung zwischen Marianne und Dennis, die in kurzen Rückblenden angerissen wird, scheint alles andere als gesund.

Auch wenn die wechselnden Perspektiven interessant sind und so dem Leser ganz unterschiedliche Blickwinkel der Ereignisse gezeigt werden, hat mich die Erzähltechnik nicht vollständig überzeigt. Die einzelnen Kapitel sind häufig sehr kurz (oftmals nur 1 bis 2 Seiten) und verhindern so, dass der Leser tief in die Geschichte eintauchen kann, weil er nach kurzem Lesen unterbrochen wird. Auch finde ich, dass viel zu viele Perspektiven gezeigt werden. Mae, Edie, Dennis, Marianne und eventuell noch Rose und Frank – mehr Ansichten hätte es meiner Ansicht nach nicht gebraucht, um die verschiedenen Seiten der Geschichte zu beleuchten. Gut gelungen finde ich hingegen die Einschübe in Form von Briefen, medizinischen Berichten und Gedichten.

Bereits in den ersten Seiten deutet sich die kommende Katastrophe an, der genaue Verlauf und insbesondere das Ende überraschen allerdings und haben mir gut gefallen. Allerdings fand ich die Geschichte als Gesamtes nicht völlig überzeugend. Viele Episoden fand ich überzogen und ins Absurde abdriften, wie beispielsweise die „Beziehung“ zwischen Mae und ihrem Vater im letzten Drittel des Romans. Oftmals hatte ich als Leser das Gefühl, dass die Autorin hier noch „einen draufsetzen“ wollte, etwas, was die doch sehr interessante Handlung nicht gebraucht hätte.