Wirr und bedrückend

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ghinorella Avatar

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Der Roman handelt von zwei sehr unterschiedlichen Schwestern, die den Selbstmordversuch der Mutter beide auch sehr unterschiedlich verarbeiten. Sie kommen zu ihrem Vater, einem erfolgreichen Schriftsteller, der nicht nur bis dahin keinerlei Rolle im Leben der beiden gespielt hat sondern auch noch wie sich später rausstellte die kranken Schübe seiner Frau als Schreibinspiration verwendet hat. Aufgeteilt ist das Buch in kurzen Kapiteln die in Ich-Form verfasst worden sind, wobei das lyrisches-Ich meistens eine der beiden Schwestern ist, jedoch auch nicht immer. Auf der Zeitebene spielt der Roman in Rückblende im Jahre 1997 und 15 Jahre später. Nebenthemen des Romans sind die Bürgerrechtsbewegung der 50er und 60er Jahre sowie die Nähe von Kunst und Wahnsinn. Im Laufe des Buches wird den Lesenden immer ersichtlicher, dass kaum eine Figur eine intakte psychische Gesundheit hat, ganz im Gegenteil...
Die Gefahr, die von psychischen Krankheiten herrührt, ist zerstörerisch und überlagert alles. So verblassen im Schatten der Krankheiten auch die wenigen schönen und glücklichen Momente. Das Ende bleibt offen, es handelt sich hier also um keine geschlossene Handlung.

Auch wenn diese Thematik anfangs spannend ja sogar faszinierend ist (deswegen auch die guten Bewertungen des Leseeindrucks), driftet die Story und die psychische Verfassung der Figuren gegen Mitte des Buches zum Leidwesen der Handlung ab. Es wird wirr und bedrückend bzw. sehr beklemmend. Es wird einem zu viel. Der gesunde Menschenverstand ist ausgeschaltet, aber vll ist dies die Intention der Autorin gewesen, die vernichtende Hilflosigkeit und Irrationalität von psychischen Krankheiten aufzuzeigen und damit zu sensibilisieren. Ich würde Menschen mit labiler Psyche davon abraten dieses Buch zu lesen und auch für psychisch gefestigte Menschen ist es durchaus herausfordernd.