Mörderischer Spaß mit ein paar Autoren

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mia_05 Avatar

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Australisches Outback, eine Zugreise mit dem berühmt berüchtigten Ghan und ein paar Autoren, die sich im Zuge des 50. Australischen Krimi-Festivals treffen. Was zunächst nach einer entspannten, literarischen Reise klingt, soll schon bald zum Schauplatz von bis dahin ungelüfteten Geheimnissen und mörderischen Ereignissen werden. Denn was niemand ahnt – keiner der eingeladenen Schriftsteller ist grundlos vor Ort. Jeder (wirklich jeder) im Zug wird zum Verdächtigen.
Die Geschichte wird aus Sicht des nicht ganz unbekannten Ernest Cunningham, dem zuvor bereits ein ganzes Buch gewidmet wurde, berichtet. Er begleitet den Leser als ehrlicher Erzähler, wodurch eine besondere Nähe geschaffen wird. Insgesamt handeln alle auftretenden Figuren sehr authentisch und ihrer Rolle entsprechend. Die Tatsache, dass relativ viele Personen von Beginn an vorgestellt werden, tut dem Fluss der Geschichte keinen Abbruch, da diese auf banale, aber optimale Art und Weise eingeführt werden.
Auch der Schreibstil sorgt dafür, dass man als Leser doch recht nah am Geschehen ist. So fühlt es sich durch die klare und nahbare Sprache an, als erlebe man die Geschichte direkt mit. Für einige Schmunzler und den Spaß beim Lesen konnten die teilweise nicht ganz so ernsten Kommentare sorgen. Genau diese Prise Humor kann man bei Stand-up-Comedian Benjamin Stevenson erwarten.
Auch anhand des Covers lässt sich erkennen, dass es sich bei „Jeder im Zug ist verdächtig“ nicht um einen blutigen und brutalen Krimi handelt. Die Elemente dessen werden zwar angedeutet, jedoch durch die eher fröhliche Farbgebung ergänzt, wodurch ein insgesamt sehr stimmiges Bild von Geschichte, Sprache und Genre entsteht.
Alles in allem konnte mich das atmosphärisch sehr gut ausgestaltete Setting des Krimifestivals mit Charakteren, die sich teilweise nicht wirklich Grün sind, überzeugen. Als Agatha Christie-Fan hat mich die Grundidee sehr stark an einen ihrer Beststeller erinnert. Eine Parallele zwischen der Krimikönigin und Stevenson lässt sich besonders zum Schluss erkennen. Trotz dessen kann man sagen, dass eine klare Abgrenzung durch die komödiantischen sowie modernen Elemente in Sprache und Story vorgenommen werden kann.
Abschließend kann ich eine klare Leseempfehlung für alle Freunde des Genres geben. Wer leichte Kost mit einem doch recht spannenden Anteil gepaart mit einer Prise Humor sucht, sollte zu diesem Werk greifen. Die authentischen Figuren sowie die besondere Art der Leserbegleitung stellen hierbei ein klares Plus dar. Zudem findet sich das ein oder andere interaktive Element wieder, was zum Miträtseln einlädt. Trotz der Tatsache, dass es sich für mich nicht um ein Highlight handelt, lohnt sich „Jeder im Zug ist verdächtig“ durchaus für ein paar nette Stunden.