Mord im Ghan und jeder hat ein Motiv

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sidis-bib Avatar

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„Die mörderischen Cunningshams“ gehen in die 2. Runde. Witzig, abgedreht und mit jeder Menge Verdächtigen nimmt uns Stevenson mit auf eine literarische Mordreise mit dem Ghan.

Um was geht es?
Ernest Cunningham hat eine ernstzunehmende Schreibblockade. Nach seinem Debütroman will ihm trotz des großzügigen Vorschusses kein neuer Krimiplot einfallen. Da kommt ihm die Einladung zu einem Krimifestival im weltberühmten Ghan, DEM Langstreckenzug quer durch Australien, gerade recht. Mit dabei: Der weltberühmte Thrillerautor Henry McTavish, der plötzlich vor aller Augen stirbt. Ermordet. Ernest wittert seine große Chance und beginnt zu ermitteln – und zu schreiben. Wird er den Mord im Ghan als Erster aufklären und zu Papier bringen? Denn jeder im Zug ist verdächtig, auch Ernest und seine Autorenkollegen.

Protagonist ist, wie schon in Band 1 der „Mörderischen Cunningshams“, unser Ernest Cunningham. Er ist tollpatschig und wirkt wie ein leicht zu verunsichernder Mensch. Gleichzeitig ist er clever, die Leute mögen ihn und erzählen ihm Dinge, die sie eigentlich für sich behalten wollten. Mit dem Mord wittert er seine große Chance auf ein neues Buch. Aber auch die anderen Festivalteilnehmer verfolgen ihre Ziele, die sich durch das Festival und / oder den Mord ergeben haben. Die Autoren alias Nebencharaktere alias Mordverdächtige könnten kaum unterschiedlicher sein. Genau deswegen sind ihre Interaktionen mit Ernest so spannend, witzig und abwechslungsreich. Außerdem ist Ernest Freundin Juliette, ebenfalls Schriftstellerin, mit im Ghan und wir dürfen hier das eine oder andere Beziehungsdrama erleben.

Das Buch liest sich leicht und flüssig. Es ist ein Whodunit-Krimi der etwas anderen Art. Auch wenn das Buch von Hinweisen und Verhören lebt, sind diese mit so viel Witz, interessanten Charakteren und spannenden Beziehungen gespickt, dass das Lesen einfach Spaß macht und kurzweilig ist. Denn jeder Festivalteilnehmer scheint etwas zu verbergen zu haben. Dank des Schauplatzes hat das Buch einen Hauch Mord im Orientexpress, allerdings nicht im Schnee, sondern in der wüstenleeren, heißen Weite Australiens. Immer wieder gibt uns Ernest Cunningham als ermittelnder Autor selbst Hinweise, die im Nachhinein beim Leser dieses „Das hätte ich aber wirklich erkennen müssen“-Gefühl hervorrufen. Aber die Hinweise sind am Ende so geschickt miteinander verwoben und aufgelöst, dass man an früherer Stelle im Buch niemals auf diese Idee gekommen wäre. Zumindest mir ging es so. Trotzdem ist alles plausibel.

Fazit:
Bei „Jeder im Zug ist verdächtig“ handelt es sich um einen Whodunit-Krimi, der mit witzigen Dialogen und einer tollpatschig-liebenswürdigen Hauptperson gespickt ist. Das Buch ist kurzweilig und bringt viel Lesespaß. Fans von klassischen Whodunit-Krimis, die Agatha Christie mögen und gerne lachen, werden dieses Buch lieben 😊 Wer lieber ernste Ermittlungsarbeit mit vielen Details und Beweisen à la CSI sucht, sollte lieber die Finger von dem Buch lassen.