Das war leider nicht das, was ich mir erwartet und erhofft hatte.

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
inaslittlebakery Avatar

Von

Wenn ein Roman im Vorfeld hoch gelobt und mit einem Sticker versehen wird, auf dem ein Satz wie "Der unvergesslichste Liebesroman des Jahres" prangt, versehen wird, dann hat schürt das die Erwartungshaltung an einen Roman ganz enorm.

So war es zumindest bei mir. Ich freute mich auf eine romantische Liebesgeschichte mit Happy End und habe etwas völlig Anderes bekommen, das ich gar nicht so genau benennen kann.

Mary ist kurz über 20 als sie Jim zum ersten Mal begegnet, sich in ihn verliebt und schon nach wenigen Wochen für ihn von Belfast nach London zieht. Sie fühlen sich stark miteinander verbunden sind sich über ihre Zukunft einig und leben "offensichtlich" glücklich und zufrieden vor sich hin. Bis zu dem Tag, an dem Jim einfach verschwindet.

Mary kann es gar nicht fassen und sie kann vor allem auch nicht loslassen, denn die Liebe zu Jim ist stark und die Hoffnung, dass er zu ihr zurückkehrt ist noch stärker. Jeden Abend steht sie am Bahnhof von Ealing und hält ein Schild mit der Aufschrift: "Komm nach Hause, Jim" in den Händen. Sieben Jahre lang.
Als sich an einem Abend eine Unruhe auf dem Bahnhof breitmacht und Mary einen Schrei loslässt, wird nicht nur die junge Journalistin Alice auf Mary aufmerksam, sondern es gibt auch ein Video, welches viral geht.

Alice freundet sich mit Mary an und will mehr über ihre Geschichte erfahren. Doch Mary ist ein sehr verschlossener Mensch, weshalb sich Alice schon bald fest entschlossen auf die Suche nach Jim macht. Nicht nur um Mary zu helfen, sondern auch, weil sie eine gute Geschichte wittert, die vielleicht ihren Job retten könnte...

Und so weiter. Nein ehrlich, diese Zusammenfassung ist nur ein kleiner Einblick, denn die Geschichte hat doch recht viele Wendungen. Erzählt wird sie auf zwei Zeitebenen, nämlich einmal in der Gegenwart und einmal in Rückblenden von dem Moment an, als Mary Jim kennenlernt, bis hin zu seinem Verschwinden.

Dabei baut die Autorin ernste und wichtige Themen ein, die man zunächst noch nicht greifen kann, die später jedoch mehr und mehr Sinn machen, besonders in Bezug auf Jims und auch auf Marys Verhalten.

Eigentlich ein gutes Grundgerüst, doch die Umsetzung war zäh und langatmig, an manchen Stellen zu oberflächlich oder gar zu toxisch für meinen Geschmack. Denn Mary stellt Jim von Anfang an auf einen Sockel, macht sich mehr oder weniger von ihm abhängig, erntet dafür aber Verschlossenheit und Schweigen, wenn Jim sich mal wieder seltsam oder komplett daneben benimmt. Jim war für mich alles andere als ein sympathischer Charakter. Ja, möglich dass er nicht aus seiner Haut kann, denn er hat Probleme über die er nicht sprechen will. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass diese Probleme manchmal abweisendes oder seltsam wirkendes Verhalten erzeugen und sich die Menschen nicht so benehmen, wie sie vielleicht sollten, weil sie nicht mehr rational denken können. Aber Jim ist auch unabhängig davon einfach komplett suspekt.

Trotzdem, Mary hält an ihm fest, schließlich ist er für sie die große Liebe. Auch lange nach seinem Verschwinden, glaubt sie fest daran, dass er eines Tages zu ihr zurückkehren wird.

Genau so wenig, wie ich meine Gefühle dem Roman gegenüber wirklich greifen kann, konnte ich auch die Figuren "fühlen". Sie sind, bis auf Jim, nicht unsymapthisch, aber doch recht blass. Mary ist von Anfang an ein sehr zugeknöpfter Charakter, der eher pragmatisch als stark emotional veranlagt ist und Alice, die ich wirklich sehr mochte, trägt eine eigene Geschichte mit sich herum, die immer wieder aufblitzt, aber nicht tief genug abgehandelt wird.

Ich würde den Roman so im Gesamten eher als Drama betrachten, denn als Liebesgeschichte und vielleicht hat mich gerade dieser Umstand auch so enttäuscht, denn obwohl ich Beides gerne lese, habe ich Letzteres erwartet und Ersteres bekommen und das war irgendwie ernüchternd.