Hätte so gut sein können...

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justm. Avatar

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... war es aber nicht:

Eine Frau, die ein Schild mit der Aufschrift "Komm nach Hause, Jim" in die Höhe hält und damit vor einem Bahnhof steht; ein virales Video und eine Nachwuchs-Reporterin, die die rettende Story erahnt, um ihren Job nicht zu verlieren - das sind die Hauptzutaten für Abbie Greaves neuen Roman "Jeder Tag für dich".

Was den Anschein eines herzergreifenden Liebesromans macht und so auch beworben wird, entpuppt sich leider, als etwas völlig anderes, wenn man hinter die hingehauchte Fassade der Liebesgeschichte schaut: eine Geschichte über Trauer, Verlust und Krankheit.
Mit Sicherheit alles wichtige Themen, die aber hier, meiner Meinung nach, zu keinem Zeitpunkt "richtig" zur Geltung kommen.

Die Geschichte wird auf zwei Ebenen erzählt:
Zum Einen im Hier und Jetzt (2018) und zum Anderen wird in Rückblenden erzählt, wie sich Mary (die Frau mit dem Schild) und Jim eigentlich kennengelernt haben.
So erahnt man als Leser*in ziemlich schnell, daß Jim ein Problem hat, aber kaum wird dieses auch im Buch (endlich) angesprochen, zeigt sich, daß dies nur eine Art Symptom für ein noch weitaus tiefer liegendes ist. Ein Problem, das vielleicht zu spät erkannt wird.
Zumindest hatte ich das Gefühl, daß zwar erwähnt wird, was los ist, aber mehr passiert nicht. Das Problem ist da, aber irgendwie wird sich nicht so richtig drum gekümmert. Was mich, ähnlich wie Mary, frustriert zurückließ.

Dazu kommt, daß die Liebesgeschichte zwischen Mary und Jim, für mich, durch das Auftauchen von Alice, der Reporterin, geschmälert wurde.
Ich kann verstehen, daß die Autorin der Meinung war, sie bräuchte in ihrer Geschichte einen Grund, um die Liebesgeschichte überhaupt zu erzählen, jemanden, der versucht das Rätsel hinter der Frau mit dem Plakat zu lösen, aber ich empfand irgendwann die Figur an sich und den ständigen Perspektivwechsel als störend.

Meines Erachtens nach hätte es dem Buch gut getan, wenn sich auf eine Geschichte konzentriert worden wäre, denn genügend Potential wäre da gewesen.
So verlor sich alles in einem Konglomerat von Schicksalen, das keinem wirklich gerecht werden konnte. Nicht den einzelnen Personen, nicht der / den Liebesgeschichte(n) und schon gar nicht den wichtigen Themen Trauer, Verlust und Krankheit.

Fazit: Wer einen Liebesroman zum Abschalten sucht, der sollte hier besser die Finger davon lassen. Wer allerdings gerne enttäuscht wird, der kann sich gerne und mit Inbrunst durch die 400 Seiten wühlen.

2,5 Sterne