Liebe, Depressionen, Akzeptanz

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sansol Avatar

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Jeder Tag für dich von Abbie Greaves wird vom Verlag als der unvergesslichste Liebesroman des Jahres bezeichnet. Dem möchte ich gerne widersprechen. Das Buch hat mir gefallen aber „Liebesroman“? Per Definition ja, allerdings hätte ich von so einer Ankündigung und dem Klappentext einen echten Liebesroman erwartet. Herz, Schmerz, Irrungen, sie suchen und sie finden sich.
Schwierig, manche Dinge zu benennen, ohne zu spoilern. Das Cover finde ich bereits unpassend wenn man die Geschichte gelesen hat. Mary wird zwar als grundsätzlich gutaussehend bezeichnet, beschrieben wird sie aber als ziemlich ausgepowert. Abgekämpft von ihrem mehrspurigen Alltag zwischen Vollzeitjob, stundenlangem Engagement am Bahnhof und ihrem Ehrenamt bei NightLine. Zu sehen ist eine Version einer Traumfrau in High Heels. Selbstbewusst, stylisch. Das Original-Cover zeigt zu 100 % die Mary aus der Geschichte. Nun ja, Pfantasie des Verlages, in diesem Fall kein Treffer.
Dennoch hat die Geschichte etwas wenn man sich darauf einlässt. Der Schreibstil ist flüssig, die Kapitel pendeln zwischen der Vergangenheit (über mehrere Jahre wird in großen Zeitsprüngen die Geschichte von Mary und Jim erzählt) und der Gegenwart (2018). Allerdings wird in der Gegenwart recht schnell die Mary-Ebene verlassen und der Leser erfährt alles primär aus Sicht von Alice.
Einfühlsam wird langsam klar, dass Depressionen von Jim einen großen Einfluss haben. Von Anfang an – auch wenn Mary dies erst im Laufe der Zeit in ganzem Umfang klar wird. Daher fällt es mir schwer, Marys Verhalten in den sieben Jahren seit Jims Verschwinden nachzuvollziehen. In Teilen natürlich aber gerade deswegen wäre ich an ihrer Stelle einen ganz anderen Weg gegangen.
Das gleiche gilt für Alice. Sie hat (wie fast jeder Charakter dieser Geschichte) ein Geheimnis. Leider (!!) wird ihre Geschichte nicht abgeschlossen. Insgesamt bleiben die durchaus sympathischen Personen mit ihren nachvollziehbaren Handlungen zu oberflächlich, alles wird erwähnt, vieles bleibt ungeklärt, manches ist kaum zu glauben.
Aber dies ist meine ganz persönliche Meinung, ich mag es halt nicht wenn wichtige Punkte ungeklärt bleiben.
Ein Liebesroman darf seichte Unterhaltung sein für zwischendurch – das ist dieses Buch nicht. Sie ist allerdings auch nicht wirklich tiefgründig, leider, die Autorin mehr hier meiner Meinung nach mehr daraus machen können. Schade, ich danke für das Vorablesen-Rezensionsexemplar und vergebe 3/5 Sternen.