Trifft ins Herz

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rock of books Avatar

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Wenn ich eine Liebesgeschichte im Jahr 2022 lese, dann erwarte ich mehr als nur „Sie trifft ihn, landen im Bett, streiten sich wegen Gedöns, kommen wieder zusammen. Happy End.“ Ich erwarte genau das, was ich in „Jeder Tag für dich“ bekommen habe: Eine Frau, die alles dafür gibt, damit ihr Mann zurückkommt.

Mary O’Connor wartet seit 7 Jahren am Londoner Bahnhof Ealing Broadway und hält ein Schild mit der Aufschrift: Komm nach Hause, Jim.

Sie arbeitet und geht zum Nachmittag/ Abend noch dorthin, um später bei einer Seelsorgenhotline anderen Menschen zu helfen. Dabei ist sie es, die Hilfe benötigt.

7 Jahre auf einen Mann zu warten und nicht zu wissen, was wirklich los ist … Das stell ich mir sehr heftig vor.

Ich mag das Buch sehr, weil es anders ist. Weil es nicht vorhersehbar erscheint und viele überraschende Wendungen kommen.

Ist Mary einsam? Vielleicht … verrückt, weil sie das macht, was sie macht? Vielleicht. Aber ihr Herz ist gebrochen und sie kann es nur so wieder herstellen. Vermutlich liegt es sehr viel tiefer begraben, als es zunächst erscheint. Dabei waren sie und Jim gar nicht soooo lange zusammen/ verheiratet, aber für sie war es ein Leben und in dieser Hinsicht kann ich sie irgendwie schon verstehen.

Genauso kann ich Alice, ihre Freundin, verstehen. Sie braucht einen Aufhänger für einen Artikel, ihr Job hängt davon ab. Doch mit der Verantwortung kommt die Last der Wahrheit. Und damit auch etwas ans Licht, was Mary vermutlich den Boden unter den Füßen wegreißen könnte … oder nicht?

Was ist mit Jim?

Im Laufe der Geschichte lernen wir ihn besser kennen. Hätte Mary die Hinweise erkennen müssen? Hätte sie wissen können, was passiert?

Das Buch hat mir wirklich sehr gut gefallen. Es ist ein wundervolles Werk über Hoffnung, Verlust, Ängste, Vertrauen, zwischenmenschliche Gefühle und den Wunsch, dass sich alles aufklärt.

Marys Geschichte blieb jahrelang im Verborgenen, bis sie durch ein Twitter-Clip berühmt wurde. Jemand filmte sie, als sie sagte, dass sie Platz und Raum bräuchte. Zu viele drängten sich um sie, klar, ist es doch ein Bahnhof. Doch dieser Ausbruch brachte alles weitere ins Rollen.