Bitterer Beigeschmack

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mottentochter Avatar

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Das war kein leichtes Buch für mich, dabei hatte ich nach einer ersten Leseprobe ein richtig gutes Gefühl, weil es ein wichtiges Thema anspricht. Die Hauptcharakterin Zelda ist 21 Jahre alt, ist mit fetalem Alkoholsyndrom geboren wurden und weist einige Merkmale einer hochfunktionalen Autistin auf. (Ich bin mir nicht mehr sicher, ob das im Buch bestätigt wurde oder nicht)

Trotzdem habe ich für das Buch überdurchschnittlich lange gebraucht und mich zudem auch mit einer Rezension schwergetan. Warum? Nun, für mich hat das Buch schon früh eine sehr düstere Stimmung verbreitet, obwohl es Zelda eher süß darstellt. Erstmal nicht schlimm, aber dann wurden die Themen immer problematischer dargestellt:

Generell wird Zelda trotz FAS als sehr attraktiv dargestellt und von fast allen männlichen Charakteren dahingehend bewertet bzw. begehrt. Diese Betonung ist mir immer wieder negativ aufgestoßen, auch weil Sex später viel Raum im Buch einnimmt, wobei Sex für Zelda nie eine schöne Erfahrung ist, sondern schwierig oder sogar missbräuchlich endet.

Die Aufarbeitung dieser sensiblen und schwierigen Themen wurde meiner Meinung nach in diesem Buch nicht ausreichend bedacht bzw. berücksichtigt. Bei mir hinterlässt es ein ungutes Gefühl, da Zelda sich nicht authentisch anfühlt und zu einer sexualisierten und cuten/schrägen („fast normalen“) Frau gemacht wurde und eben nur geringfügig beeinträchtig dargestellt wird. Der Fokus liegt hier irgendwie zu sehr auf dem „Normalen“ bzw. der Orientierung am Normalen/ der Nicht-Beeinträchtigung im Vergleich mit Zelda. Nach dem Motto „so schlimm ist es ja nicht“. Ach, ich weiß auch nicht. Auch, dass Zelda auf andere beeinträchtigte Menschen in ihrem Alltag negativ/herablassend reagiert, sobald diese mehr Hilfe und Geduld bedürfen. Das fühlt sich nicht richtig an.