Das Leben, eine Legende

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barbarasbuecherbox Avatar

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Zelda liebt Wikinger. Sie wäre selbst gern einer. Und eigentlich ist sie das auch.
Was man braucht, um ein legendärer Wikinger zu sein, ist:
Die Kampfkunst beherrschen.
Eine mächtige Waffe.
Die Liebe einer holden Maid (in Not).
Einen Weisen, der einem Rat gibt.
Dörfer, die man brandschatzen kann, um den Silberhort zu vergrößern. (Aber brandschatzen will Zelda nicht, also erst mal nur den Silberhort.)
Den Sieg über einen Unhold, der die Sippe bedroht.
Zeldas Sippe, das sind ihr Bruder Gert, ihre beste Freundin (und Gerts Ex) AK47 und Zeldas Liebster Marxy, der schon sowas ist wie eine holde Maid (wenn auch nicht so richtig in Not).
Mit dieser Liste macht sich Zelda auf, zu einem Wikinger und einer Legende zu werden. Und als dann tatsächlich ein Unhold ihre Sippe bedroht, sieht sie ihre Zeit gekommen.
Nur ist das alles nicht so einfach wie gedacht.

Zelda hat das Fatale Alkoholsyndrom. Sie hat „besondere Bedürfnisse“, wie manche sagen, und ihr Leben folgt genauen Regeln. Ihr Bruder Gert kümmert sich seit jeher um sie, doch mit einer toten Mutter und einem verschwundenen Vater ist das nicht einfach für einen jungen Mann. Und so gerät Gert auf die schiefe Bahn, von der ihn Zelda wieder zurücklenken will.
Zelda ist eine sehr liebenswerte Figur, die mit ihrer Krankheit sehr gut umgehen kann. Der Mut, mit dem sie durchs Leben geht, immer wieder stolpert und aufsteht, ist sehr ermutigend. Der Schreibstil ist (gewollt) sehr einfach gehalten, bringt einem Zelda und ihr Leben allerdings dadurch sehr nahe. Man fliegt quasi durch die Seiten und begleitet Zelda auf ihrem Wickingerabenteuer namens Leben.
Allerdings ist mir die Darstellung ihres Bruders Gert und die Behandlung, die Zelda und AK47 ihm angedeihen lassen, teilweise sauer aufgestoßen. Nicht die Tatsache, dass Gert mit Drogen und dem Dealen in Kontakt kam, sondern die sehr herablassende Art, mit der der Autor auf ihn herabsieht und für den Leser mit dem Finger auf ihn zeigt. Er wird mehr oder weniger als der Schwache in der Geschichte dargestellt, und das, obwohl er sich sein ganzes Leben lang um Zelda gekümmert und alles für sie getan hat. Für mich wirkte es, als wolle der Autor sagen: Zelda ist stark, sie ist eine Heldin, und Gert ist der Schwache, er ist die „holde Maid“.
Zelda ist auch stark, gleichzeitig jedoch liegen viele Probleme, die später auftauchen, ihren Fehlern zu Grunde. Hätte sie nicht häufig unbedacht agiert, wären viele furchtbare Dinge nicht geschehen.
Das fand ich sehr schade, denn Gert hat diese Darstellung (durch den Autor, nicht die Protagonistin) nicht verdient.

Fazit: Eine schöne Geschichte um eine besondere Protagonistin – in deren Schatten leider andere Alltagshelden untergehen.