Ein legendärer Roman mit einer unglaublich starken Erzählstimme

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waschbaerprinzessin Avatar

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Jeder Tag ist eine Schlacht. Jeden Tag kämpfen wir alle mit den kleinen und großen Herausforderungen, die das Leben für uns bereithält. Für die 21-jährige Zelda sind manche Dinge, die für viele von uns zu den alltäglichen Kleinigkeiten gehören, aufgrund ihrer kognitiven Einschränkungen besondere Herausforderungen. Doch sie stellt sich all dem immer wieder voller Mut entgegen, so wie es ihre großen Vorbilder, die Wikingerhelden, getan haben. Als ihr großer Bruder Gert sich mit den falschen Leuten einlässt, ist Zelda klar, dass es nun an der Zeit ist, ihre eigene Legende zu schreiben und ihre Sippe zu verteidigen.

Der etwas ungewöhnliche Titel „Jeder Tag ist eine Schlacht, mein Herz“ hat mich neugierig gemacht und Andrew David MacDonalds Roman hat mich von vorne bis hinten begeistert. Das farbenfrohe Cover täuscht über die ernsten Themen hinweg, die das Buch behandelt. Es geht um prekäre Lebenssituationen, dysfunktionale Familienverhältnisse und das Abrutschen in die Kriminalität. Und vor allem geht es darum, wie Menschen, die von der Gesellschaft als „anders“ wahrgenommen werden, sich durchs Leben kämpfen. Erzählt wird dies aus Sicht von Zelda und diese beeindruckende Protagonistin und ihre unglaublich starke Erzählstimme machen den Roman einmalig. Die Art, wie sie erzählt, wirkt unfassbar ehrlich und echt. Der Autor hat eine ganz eigene Sprache für sie gefunden. Zelda beschreibt die Dinge so, wie sie sie sieht, und sie bringt sie auf den Punkt. Sie bringt unendlich viel Mut auf, um die Menschen zu schützen, die ihr wichtig sind, und schreckt für ihre Sippe nicht davor zurück, sich an unbekannte Orte zu begeben und die bedrohlichsten Unholde zu konfrontieren. Ihre Legende hält jedoch auch andere Aufgaben für Zelda bereit, die von außen vielleicht banal wirken, für sie jedoch große Schritte auf ihrem Weg als Wikingerheldin bedeuten: Der erste eigene Job, das erste eigene Bankkonto, das erste Mal Sex haben. MacDonald gelingt es, nicht nur die großen Schlachten, sondern auch Zeldas alltägliche Herausforderungen einfühlsam, offen und ehrlich zu beschreiben. Dabei lässt er auch die unangenehmen Erfahrungen nicht aus, die seine Heldin macht, beispielsweise als sie zum ersten Mal mit ihrem Freund Marxie schlafen möchte – die ehrlichste Sexszene, die ich je gelesen habe.

Neben Zelda hält der Roman zwei weitere starke weibliche Figuren bereit: Gerts (Ex-)Freundin Annie, von Zelda nur AK47 genannt, und Pearl, die Mutter von Zeldas Freund Marxie. Die beiden zeigen sich Zelda und Marxie gegenüber unglaublich geduldig und liebevoll und sind voller Bereitschaft, sich offen mit den Wünschen und Bedürfnissen des Paares auseinanderzusetzen und sie dabei zu unterstützen, ihre Träume zu verwirklichen. Genau wie Zelda stellt sich AK47 furchtlos allen Gefahren und Unholden entgegen, bietet Gert auch dann die Stirn, wenn er zum Berserker wird, und tut alles dafür, die Sippe zu beschützen. Für mich ist sie die zweite Heldin des Romans.

„Jeder Tag ist eine Schlacht, mein Herz“ hat mir die Welt aus einer faszinierenden Perspektive gezeigt, mich zum Lachen und zum Weinen gebracht und mich tief bewegt. Andrew David MacDonalds absolut legendärer Roman hat definitiv einen Platz ganz oben auf meiner Lieblingsbücherliste erobert.