"Nichts über uns, ohne uns!"

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
constanze_pachner Avatar

Von

"Zelda ist einundzwanzig und sieht die Welt ein bisschen anders als andere Menschen. Sie besucht Kurse für Menschen mit besonderen Bedürfnissen, und die Bibliothek gehört zu ihren Lieblingsorten. Ihr älterer Bruder Gert würde alles für Zelda tun, aber manche Leute bezeichnen ihn als Schlägertyp. Das ist ungerecht, findet Zelda, doch es lässt sich nicht leugnen, dass er in schlechte Gesellschaft geraten ist. Ihn daraus zu befreien ist eines von Zelda Zielen - und bei Weitem nicht das einzige...
(Klappentext)

Welch ein Romandebüt! Für mich gilt dieses Buch bis dato als mein Jahreshighlight - nicht unbedingt im sprachlichen Sinne, aber im Sinne der Geschichte, die die Türen zu Zeldas Welt öffnet, die einzigartig ist, so wie es jede Welt eines Menschen ist, wenn sie ein Gehör erhält. In den Disability Studies ist die Differenzkategorie Behinderung sozial konstruiert und sie postulieren, dass den Menschen, die diesen Kategorien angehören, in jeglicher Hinsicht das Wort zu erteilen ist - nach dem Motto "Nichts über uns, ohne uns!" Der Autor schöpft für diesen Roman aus seiner eigenen Familienvita.
Andrew David MacDonald schafft mit Zelda eine Persönlichkeit, die einen Sog auslöst, dem es sich nicht mehr zu entziehen möglich ist. Er gibt 'Menschen mit besonderen Bedürfnissen' durch Zelda eine Stimme und öffnet dem Leser die Augen dafür, dass die Grenzen zwischen 'normal' und 'anders' verschwommen sind, da es sie eigentlich nicht gibt, denn ein jeder auf dieser Welt ist ein Mensch, der besondere Bedürfnisse hat, die dem Gegenüber fremd sein können oder nicht.

Zelda liebt Wikinger und will eine Legende schaffen. Wollen wir dies nicht alle? Wollen wir nicht alle irgendetwas, egal was, hinterlassen, damit man sich an uns erinnert? Aber dafür muss man selbstbestimmt leben können und dürfen. Selbstbestimmtheit steht einem jedem zu, dies gilt es zu begreifen und in der Gesellschaft zu verankern.