Zeldas Weg zur Legende

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kleine hexe Avatar

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Das Buch beginnt mit einer Geburtstagsparty, einer ganz normalen Geburtstagsparty. Doch schon bald merken wir, das Geburtstagskind, Zelda, ist ein junger Mensch mit einer besonderen Begabung. Einige würden sagen, Behinderung, aber so, wie Zelda ihr Leben meistert und auch ihren Bruder Gert wieder auf den rechten Weg bringt, ist das keine Behinderung, sondern Lebenskunst auf allerhöchstem Niveau. Weil ihre Mutter massiv Alkohol konsumierte, vor und während der Schwangerschaft, ist Zelda mit der FAS Störung geboren. Nach dem frühen Krebstod der Mutter werden die Kinder bei einem Anverwandten aufgenommen. Doch der Mann wird zur Gefahr für die Kinder. Deswegen setzt Gert alles daran, für sich und seine Schwester eine neue Bleibe zu finden. Dafür bewirbt er sich beim lokalen College für ein Stipendium, das ihnen eine eigene Wohnung ermöglicht. Während Gert nun also aufs College geht, hat Zelda auch einen fest strukturierten Tagesablauf: montags und mittwochs geht Zelda in die Bibliothek, dienstags und donnerstags hat Zelda immer Termine bei Dr. Laird, freitags, samstags und sonntags verbringt Zelda im Stadtteilzentrum mit anderen Jugendlichen mit unterschiedlichen Behinderungen. Jede auch nur so geringe Abweichung vom durchgetakteten Tagesablauf kann Zelda aus dem Gleichgewicht bringen. Und doch überwindet sich Zelda immer wieder und geht ihre eigenen Wege, um ihren Bruder zu retten oder selbständiger zu werden. So bewirbt sie sich erfolgreich um einen Job in der Bibliothek oder stellt sich ganz allein dem Anführer einer Bande von Drogendealern.
Zelda fasst ihr Leben als Legende auf, wie in einer Wikinger Saga. Sie setzt sich Ziele, die sie auch erreicht, überwindet ihren ersten Liebeskummer, wird immer selbständiger. Alle die sie mag, nimmt Zelda in ihrer Wikinger Sippe auf, die sie nicht mag oder als gefährlich einstuft sind für sie Unholde, die sie überwinden muss. Zeldas Fixierung auf die Wikinger ist fast schon ihre liebenswerteste Eigenschaft. Sie versucht sich alles Wissen über Wikinger anzueignen, wie ein Wikingerkrieger oder Wikingerkriegerin zu denken. So wird jeder neue Tag zu einer Schlacht für Zelda, aus der sie jeden Tag siegreich hervorgeht. Auch wenn es Rückschläge gibt.
Interessant ist auch Gerts Entwicklung. Von früh muss er Verantwortung für Zelda übernehmen und er schafft es, ihr ein sicheres Heim und Umfeld zu bieten. Er beginnt das Studium nicht, weil es ihn zu höherem Wissen treibt, sondern weil das für ihn die einzige Möglichkeit ist, sich und Zelda aus der Wohnung des gewalttätigen Onkels zu befreien. Als er sich mit zwielichtigen Gestalten einlässt, und das College schmeißen will, merkt Zelda das recht bald und zwingt ihn regelrecht, am College zu bleiben. Bezaubernd fand ich die Szene im Büro der Dekanin Horowitz. Ob Gert das College letzten Endes beenden wird, ist am Ende eine Frage, der sich Gert allein stellen muss. Zelda hat sich aus seiner Verantwortung selbst entlassen, sie hat nun eine eigene Wohnung Gert ist immer bei ihr willkommen. Und dies ist das schwerste für Gert: Zelda gehen zu lassen. Sie als junge erwachsene Frau zu akzeptieren, die ihren eigenen Weg geht, ihre eigene Legende schreibt. Erst als er das verinnerlicht und sich auch selbst von Zelda abnabelt, wird ihre Beziehung auf eine höhere Ebene gestellt und kann weiter gehen.
Der naive, fast kindliche, direkte Erzählstil packt den Leser von der ersten Seite an, er vermittelt sowohl die manchmal sehr temporeiche Handlung als auch Zeldas Sichtweise auf das Leben im Allgemeinen und ihr Umfeld im Besonderen. Einen großen Faustcheck gebührt an dieser Stelle Sophie Zeitz für ihre Übersetzungsarbeit.
Die Umschlaggestaltung ist bezaubernd. All die vielen Farben, die das Herz umgeben und mit dünnen goldenen Streifen voneinander abgegrenzt sind, zeigen, das Leben ist bunt und vielfältig und nur wenn wir so wie Zelda offen und furchtlos unsere eigenen Legenden beschreiten, können wir das Leben auch so voller Farben sehen.
Zelda ist im wahrsten Sinne des Wortes eine Heldin und ein Vorbild für jeden von uns. Um mit Dekanin Horrowitz zu sprechen, es wäre für jeden von uns eine Ehre, einen Faustcheck von Zelda zu bekommen.
Andrew David MacDonald hat sich mit diesem Buch in unsere Herzen und Legenden geschrieben. Großer Faustcheck für Andrew!