Zeldas Welt

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Inhalt
Die 21-jährige Zelda ist mit einer fetalen Alkoholspektrumstörung auf die Welt gekommen und lebt bei ihrem Bruder. Obwohl sie ein wenig gehandicapt ist, nimmt sie ihr Leben fest in die Hand. Dabei hilft ihr vor allem ihre Vorliebe für Wikinger; nach deren Ansichten erstellt sie eine Liste – und geht Punkt für Punkt an. Ihr Bruder Gert hat einige Probleme, vor allem finanziell, was ihn an die falschen Leute gebracht hat. Sein Studium lässt er schleifen. Auch mit Marxy, Zeldas Freund, läuft es nicht immer rosig. Da ist einiges zu tun für die tatkräftige junge Frau, wenn sie ihre eigene Legende erschaffen will.


Meinung
Der Debütroman MacDonalds kreist laut Autoreninterview, das nur im Leseexemplar enthalten ist, gerade in Hollywood herum. Und wie für eine Verfilmung wurde er auch gemacht. Leider haben sich aber so auch etliche Klischees und Übertreibungen eingeschlichen, die das Lesevergnügen deutlich schmälern.
Zelda ist eine junge Frau, die die Welt auf ihre eigene Art betrachtet. Obwohl sie äußerst sympathisch geworden ist, wäre in jedem Fall mehr drin gewesen. So recht ans Herz geht die Erzählung leider nicht. Dabei hat sich der Autor alle Mühe gegeben. Der Vater hat sich früh aus dem Staub gemacht, die Mutter war Alkoholikerin, was bei Gert gutgegangen ist, bei Zelda nicht. In diese Familiengeschichte ist gleich alles an Bildern reingepackt worden, was der Nichtkenner vermutlich so erwartet: Tattoos, Geldnot, ein übergriffiger Onkel, Rassismus, das Hochhaus, die Pistole im Schrank und der Krebstod der Mutter. Dass Zelda nicht einmal die Hälfte davon versteht, wird deutlich. Sie besucht regelmäßig einen Therapeuten, der kein Bargeld annimmt. Im Gemeindezentrum hat Zelda einige Freunde, die ebenfalls mit Einschränkungen zurechtkommen müssen und auf unterschiedlichem geistigem Niveau stehen.
Obwohl Gert (ohne Schulabschluss) an der Uni angenommen wurde und sich gut gemacht hat, scheint er die Vergangenheit nicht gut weggesteckt zu haben. Dass ihm das alles irgendwann um die Ohren fliegen wird, scheint Zelda unbewusst zu ahnen. Auch Annie oder AK47, die den Bus zum Gemeindezentrum fährt und eine On-off-Beziehung mit Gert führt (inkl. Abtreibung), kann da nur wenig ausrichten. Aber sie hilft Zelda, wenn diese sie braucht.
Zeldas Liste ist einfach, enthält jedoch die wichtigsten Punkte im Leben, um dieses in den Griff zu bekommen. Eine holde Maid erringen. Erledigt, wie Zelda glaubt, denn sie hat Marxy, dessen Mutter aber nicht so viel von Zelda und der Gegend, in der sie wohnt, hält. Im letzten Drittel geht es sehr viel um Sex, der zudem leider auch noch genauestens beschrieben wird. Hier wäre weniger wohl mehr gewesen. Das Frauenbild dieses Romans ist als schwierig einzustufen, schlicht durch die Art, wie Zelda und die intimen Bedürfnisse (welche die junge Frau oft nicht richtig versteht!) dargestellt werden.
Einen Hort anlegen und einen Schatz erobern. Da Zelda sehr gern liest, vor allem über Wikinger, gelingt es ihr, sich einen Job zu suchen, der es ihr sogar ermöglicht, sich ein eigenes Leben aufzubauen.
Den Feind besiegen. Gert hat sich, um vom gemeinen Onkel wegzukommen, mit ein paar fiesen Leuten eingelassen, denen er nun Geld schuldet. Sie lassen es ihn mit illegalen Machenschaften abarbeiten. Leider geht hier gehörig etwas durcheinander. Da Zelda nicht alles überblicken kann, versteht auch der Leser nicht viel von dem, was wirklich vorgeht. Nur dass es gefährlich ist. Am Ende überschlagen sich die Ereignisse und neigen leider auch dazu, zu viel zu wollen und sich in nächste Extrem zu steigern – es war too much.
Die Sippe steht an erster Stelle. Hier wäre in jedem Fall mehr drin gewesen. Denn obwohl es einige nette und auch mal kauzige Nebenfiguren gegeben hat (streng am Zeitgeist dieser Tage), bleibt die engste Sippe ein bisschen auf der Strecke. Was genau geht in Gert vor und wieso scheint sein Lebensweg zu stagnieren? Von einigen Ereignissen ist der Leser völlig überrascht, was vermutlich dem Debüt zuzuschreiben ist.
Insgesamt legt MacDonald einen soliden Roman vor, der schnell und angenehm zu lesen ist, aber deutlich zu viel gewollt hat. Einige Darstellungen sind fragwürdig, weshalb ich den Roman leider nicht weiterempfehlen kann. In jedem Fall war das leider nicht das, was ich erhofft hatte. Mit ein bisschen mehr Feingefühl und weniger gewollt wird es das nächste Mal sicher besser.