Das geht auch deutlich unterhaltsamer

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laberlili Avatar

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Seit „Saufen nur in Zimmerlautstärke“ (gegenwärtiger Titel: „Halb so wild“) warte ich darauf, dass Hans Rath einen ähnlichen Kracher vorlegt; in „Jetzt ist Sense“ habe ich nicht einfach nur deswegen all meine Hoffnungen gesetzt, sondern auch, weil Sebastian Niedlich mit seinen Büchern rund um den Tod als eine tragende Romanfigur längst bewiesen hat, dass „der“ Tod durchaus für amüsante Unterhaltungsliteratur geeignet ist – und von Pratchetts Scheibenwelt-TOD will ich gar nicht erst groß anfangen.
Leider hinkt „Jetzt ist Sense“ da doch sehr hinterher und ist deutlich mehr Dora Heldt als Sebastian Niedlich. Den in der Beschreibung erwähnten „lebhaften Austausch“ sowie die „therapeutische Hilfe“ habe ich auch gar nicht so wahrgenommen; für mich war das hier ein Roman rund um eine alleinstehende Frau, die ab ihrem 50. Geburtstag eine mehr oder weniger lockere Bekanntschaft mit dem Tod entwickelt hat. Selbst das Thema „Tod“ an sich ist für mich eher abgefrühstückt worden; zwischendurch wurde mal erwähnt, dass man Thanatos‘ Schwestern, den Göttinnen eines eher brutalen Todes, besser aus dem Weg gehen solle, aber ansonsten wirkte es eher so „na, wenn Thanatos kommt, ist das schon okay, aber wäre schon besser, wenn er einfach später nochmal wiederkommt“. Der Tod, der in seinem Job gerne abgelöst werden würde, kommt bei Sebastian Niedlich definitiv auch sehr viel besser rüber; hier war das in meinen Augen eher unterschwellig.
Generell waren mir die Figuren hier zu wenig prägnant; selbst Olivia stand meinem Gefühl nach kaum deutlicher im Mittelpunkt als die Nebenfiguren. Ferner gab es einfach absolut keine Person, bei der ich gebibbert haben würde, dass Thanatos sie bitte (noch) nicht holen würde – und das, obschon man grad im weiteren Verlauf ständig damit rechnen musste, dass nun irgendwer sterben würde.

Letztlich habe ich „Jetzt ist Sense“ als Unterhaltungsroman empfunden, der die typischen Anforderungen an einen solchen erfüllt, dabei aber kaum mehr als das Minimum erreicht. Ich habe auch vergleichsweise lang an diesem Buch gelesen; das war eher gemütlich kapitelweise weglesen, aber definitiv weit von quasi gefressen und am Stück eingesogen entfernt.
Ich hoffe also weiter, dass Hans Raths nächstes Buch nun das sein wird, das mich ähnlich zu begeistern vermag wie dereinst “Saufen nur in Zimmerlautstärke“.