Gestandene Frau und die Tücken des Alltags

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Inhalt
Am 50. Geburtstag der Psychologin Olivia Bentele klingelt ein gutaussehender Mann an ihrer Tür. Leider möchte er nur ihre Nachbarin besuchen. Als sie ihm später erneut begegnet, behauptet er, dass er Thanatos, der altgriechische Gott des sanften Todes sei. Im Glauben, einen Neurotiker vor sich zu haben, beschließt Olivia, ihn zu therapieren. Doch auch ihr Ex-Mann Georg und dessen Tochter sowie ihre beste Freundin Conny, deren Ehemann und hochschwangere Tochter Camilla bringen Olivias Leben gehörig durcheinander. Und dann stellt sich heraus, dass Thanatos tatsächlich das ist, was er behauptet – und wegen Olivia gekommen ist.


Meinung
Ein seichtes, flockiges Buch, das sich einem ernsten Thema auf leicht absurde Weise nähert und nebenbei noch einige Zoten der Neuzeit auf die Schippe nimmt. Die Kapitel sind alle sehr kurz, was erklärt, weshalb immerhin zweiundfünfzig davon zusammengekommen sind. Auch sprachlich wird es nicht sehr anstrengend und ist daher eher für Leser geeignet, die beim Lesen entspannen wollen.
Olivia ist eine sympathische Frau, die nicht ganz so gestanden rüberkommt, wie sie wohl selbst gern wirken möchte. Sie steckt alle Erlebnisse recht wacker weg, aber vielleicht ist man als Psychologe auch einiges gewöhnt. Doch wenn reihenweise Menschen auf recht seltsame Weise im Umkreis versterben, sollte das zumindest irgendeine Reaktion hervorrufen. Die Nebenfiguren sind leider recht oberflächlich geraten. Der Ex-Mann ist ein Hallodri, der sich Beziehungstipps bei ihr abholen möchte und dessen siebzehnjährige Tochter von seiner fehlenden Erziehung nicht unbedingt profitiert. Einzig Olivias beste Freundin Conny, mit der sie quasi alles teilt, kommt dem Leser nahe.
In Erwartung einer humorigen Erzählung, muss ich gestehen, dass eben dieser an mir vorbeigegangen sein muss. Immerhin wurden jedoch ein paar tiefergehende Fragen angefasst und nicht ganz so tiefgehend behandelt. Thanatos oder Zino, wie er sich nennt, ist bei Weitem noch der Normalste unter den Figuren, selbst wenn er trinkt und raucht und generell den Umgang der modernen Menschen mit dem Tod nicht mehr nachvollziehen kann.
Am Ende geht es dann leider ein bisschen zu zackig, wenn Olivia eine Art Happy End bekommt. „Jetzt ist Sense“ ist ein unterhaltsames Buch, das innerhalb kürzester Zeit ausgelesen ist. Für eher abgefahrenen Humor sollte man etwas übrig haben und sich dann einfach zurücklehnen und das Popcorn bereithalten.