Herrlich absurd und so real

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frischelandluft Avatar

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Ich habe in meiner Umgebung in den letzten Jahren viele Menschen verloren und damit momentan ein milde gesagt angespanntes Verhältnis zum Tod mit einer latenten permanenten Verlustangst und Vorsicht, die mir zu oft die Freude am Leben vergällen. Ratgeber mag ich nicht. Die meisten Romane, die ich kenne, die mit Sterben und Tod umgehen, sind zwar gut, aber todtraurig, auch wenn sie letztendlich eine lebensbejahende Komponente haben.
Dieses Buch ist erfrischend anders. Endlich eine intelligente Komödie, mit Romkom-Anteil, viel Situationskomik, die vor ernsten Fragen nicht haltmacht, aber vielleicht die Schwere etwas herausnimmt. Der Tod ist Bestandteil unseres Lebens, hier erscheint er – unerkannt - persönlich in der schönen Gestalt des entsprechenden griechischen Gottes vor der Tür einer 50jährigen Psychologin. Können wir uns mit dem Tod anfreunden, wenn er schön und charmant ist und menschliche Schwächen zeigt? Es hilft zumindest, die Thematik mit einem Augenzwinkern zu betrachten, ohne den Respekt oder den Ernst der Lage aus den Augen zu verlieren. Die Protagonistin ist sympathisch und ich kann mich durchaus mit ihr identifizieren. Die Dialoge sind witzig, klug und gut geschrieben. Liebe, Freundschaft, Kinder, Betrug, Ehe, Trennung, Verzweiflung, Geburt und Tod werden thematisiert, ganz nebenbei kann man, wenn man will, man muss aber nicht, seine Kenntnisse der griechischen Mythologie auffrischen. Der Roman spielt, glaube ich, in Berlin, bin mir nicht sicher, aber es würde passen. Ich bin kein gläubiger Mensch, beneide diejenigen, die in ihrer Religion Trost und Halt finden können. In diesem Fall die alten Griechen, die den Sinn des Lebens und Sterbens in den Geschichten um Götter und Olymp erklärten und fanden. Und da wieder ein bisschen wie ich – denn auch ich suche mir meine Lebensweisheiten in Büchern, manchmal finden sie sich ganz nebenbei unterhaltend in einer Komödie wie dieser. Unbedingt lesen. Und vielleicht verfilmen? Elyas M‘Barek als Tod, Karoline Herfurth als Psychologin Olivia, Jella Haase als Olivias Stieftochter, Nora Tschirner als Olivias beste Freundin, die üblichen Verdächtigen der deutschen Komödien wären auch hier perfekt besetzt.
5 Sterne, weil man in der Komödie auch durchaus Trost für ernste Themen findet.