Außergewöhnlicher Stil, gewöhnliche Story

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
ladyviola Avatar

Von

# Der Tod ihrer Mutter macht Valerie schwermütig und drängt ihre Gedanken immer wieder in die Vergangenheit. Endlich fasst sie sich ein Herz und wagt einen Schritt, den sie schon viel eher hätte machen sollen: Nach 25 Jahren unterbricht sie die Funkstille zu ihrer ehemals besten Freundin Lilly und sendet dieser einen längst fälligen Brief. Schon kurze Zeit später erhält sie die lang ersehnte Antwort, der Kontakt entflammt wieder und die beiden so vertrauten und nun doch wieder fremd gewordenen Frauen lernen sich langsam erneut kennen. Doch es dauert nicht lang, bis sie an einen Punkt geraten, der sie wieder zum Ursprung ihrer Entzweiung führt. Und immer noch gibt es zwei ganz unterschiedliche Meinungen, welche dafür sorgen, dass längst verheilte Wunden wieder geöffnet werden.

Doch warum zerbarst die Freundschaft der damals so jungen Frauen überhaupt?

\*\*\* \*\*\* \*\*\* Meine Meinung \*\*\* \*\*\* \*\*\*

Bei \>\>Johannisbeersommer\<\< handelt es sich um einen Roman mit einem recht ungewöhnlichen Konzept. Vordergründig findet sich zwischen den Seiten dieses Werks die Geschichte von Valerie und Lilly, zwei Frauen, welche sich seit frühster Kindheit kennen, aber aufgrund eines Streites vor 25 Jahren den Kontakt zueinander abbrachen. Erzählt wird diese Handlung in Briefform, dokumentiert wird also lediglich der Schriftwechsel zwischen den beiden Charakteren, wodurch sämtliche Geschehnisse stets nur aus Sicht der jeweils schreibenden Person und somit stark gefiltert übermittelt werden. Nun ist ein Brief-(oder auch Email-)Roman eigentlich gar nichts so ungewöhnliches, aufgepeppt wird dieser hier jedoch durch einen weiteren Aspekt. Den jeweiligen Nachrichten hängt stets ein Rezept an, welches in Zusammenarbeit mit einer Köchin entstand und zum nachkochen oder –backen animieren soll.

Um es knapp auf den Punkt zu bringen: Dieser Roman ist der Unterhaltungsliteratur zuzuordnen und wird seiner Rolle dabei eindeutig gerecht. Mir hat das Buch einen vergnüglichen Nachmittag bereitet, mittlerweile ist der Inhalt des Werkes allerdings auch wieder stark verblasst und lange wird mich die enthaltene Story nicht prägen. Schade finde ich, dass aus den gegebenen Mitteln nicht mehr herausgeholt wurde. Zum einen wirkt die Handlung stellenweise zu kindlich. Dies ist zwar hauptsächlich  dem jungen Alter der Protagonisten zuzuordnen, da in einem Großteil des Buches die Geschehnisse der Kindheit und Jugend von Valerie und Lilly durchleuchtet werden, doch auch in diesem Fall hätte der Stil ein wenig besser ausgearbeitet werden können. Dennoch vermitteln die jeweiligen Briefe sehr gut, was die beiden Charaktere zum entsprechenden Zeitpunkt gefühlt und gedacht haben und es macht Spaß, der Handlung zu folgen. Lediglich am Ende gab es einen erneuten Einbruch, welcher die Glaubwürdigkeit der Geschichte stark gefährdet hat.

Auch in Bezug auf die enthaltenen Rezepte wurden meine Erwartungen nicht gänzlich erfüllt. Die Idee fand ich genial und mit Freude habe ich jedes von ihnen gelesen, um eventuelle Aufträge für meinen privaten Küchenmeister zu erstellen. Allerdings hat mich dann nur eines der Gerichte wirklich überzeugt, was ich sehr schade finde. Meiner Meinung nach gab es viel zu viele Back- statt Kochrezepte. Zudem waren die meisten der Rezepte tatsächlich sehr klassisch und haben deshalb wenig Interesse bei mir geweckt.

Die Story selbst hat einen guten Aufbau und arbeitet zwar recht vorhersehbar, aber dennoch unterhaltsam der großen und geheimnisvollen Auflösung entgegen, welche dann im Grunde genommen allerdings auch wieder gar nicht so spektakulär ausfällt, wie erwartet. Dies ist ein wenig schade, aber nicht besonders schlimm, da das Grundgerüst ja dennoch recht nett ist. Lobenswert ist die sympathische Schilderung von Valeries und Lillys Heranreifen, welches aufgrund ihrer so unterschiedlichen Charaktere zu vielen typischen und wohlbekannten Situationen führt. Auf emotionaler Ebene hätten die Autoren deutlich mehr punkten können, aber es gab durchaus berührende Momente innerhalb der Geschichte, welche sich aufgrund der Verbindungen der einzelnen Charaktere untereinander ergeben. Kleine Intrigen, klassische Familiengeschichten und schwierige Momente innerhalb bestehender Freundschaften tragen den Leser durch die Geschichte und erhalten die Leselust trotz des eher jugendlichen Stils.