Eine tolle Idee, aber mangelhaft umgesetzt - Schade!

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**Inhaltsangabe:**

Die ernsthafte Val und die lebenslustige Lilly sind Freundinnen, sogar beste Freundinnen. Über ihre ganze Schul- und Collegezeit hinweg schreiben sie sich Briefe, in denen sie sich Neuigkeiten erzählen, sich die ersten Schwärmereien beichten, sich über ihre Eltern beklagen und Rezepte für ihren privaten Rezeptclub austauschen. Doch eines Tages kommt es zum Bruch zwischen den beiden Freundinnen und erst 26 Jahre später unternimmt Val den ersten Versuch, die Freundschaft mit Lilly wieder aufzunehmen. Doch der Stachel der Verbitterung steckt noch tief in beiden Frauen und es wird sehr schwierig, eine Brücke zu bauen ...

**Der erste Satz:**

„Liebe Lilly, schon unzählige Male habe ich einen Brief wie diesen begonnen und ‚Liebe Lilly’ geschrieben, als wüsste ich ganz genau, was ich sagen wollte.“

**Meine Meinung zum Buch:**

Als ich die Leseprobe zu diesem Buch las, war ich begeistert. Ein Roman, der aus Briefen, E-Mails und leckeren Rezepten besteht, was für eine tolle Idee! Doch das Buch in voller Länge konnte diesen sehr positiven Ersteindruck nicht halten.

Das Buch beginnt im Jahre 2000, als Val nach 26 Jahren vorsichtig neuen Kontakt zu Lilly sucht. Diese E-Mails habe ich gerne gelesen, denn natürlich wollte ich wissen, welches Ereignis zu der Funkstille zwischen den beiden Frauen geführt hatte. Dass die Kontaktaufnahme als nicht einfach dargestellt wurde, war für mich sehr glaubwürdig, denn ich kann mir vorstellen, dass einem 26 Jahre andauernden Schweigen auch eine entsprechende Katastrophe vorangegangen sein muss. Aber dieses Geheimnis wird an der Stelle natürlich noch nicht gelüftet – das würde ja auch viel Spannung aus dem Buch herausnehmen.

Der nächste Block umfasst die Briefe der Freundinnen aus den Jahren 1963 – 1973. Und das war dann auch der Punkt, an dem meine anfängliche Begeisterung recht schnell abflachte. Über etwa 250 Seiten durfte ich Teenager-Belanglosigkeiten lesen, es passierte einfach überhaupt nichts, was irgendwie spannend war oder zur Lüftung des „Geheimnisses“ beitrug.

Der dritte Block spielt im Jahre 2002 und ist plötzlich nicht mehr in Brief- oder E-Mail-Form geschrieben, sondern in Prosa geschrieben – zumindest zum Teil. Dies wurde aber nicht sehr gekonnt umgesetzt, denn nach den Briefen, die in Umgangssprache geschrieben sind, wie sich eben zwei gute Freundinnen unterhalten, erschien mir die Prosa sehr holperig und hölzern. Die folgenden Ereignisse erscheinen mir völlig unglaubwürdig.

Die beiden Hauptpersonen Val und Lilly sind recht gut charakterisiert, denn als Leser begleitet man die beiden von Jugend an und erfährt viel über sie, ihre Gedanken und Probleme. Allerdings handeln sie zum Ende hin sehr unglaubwürdig. Die übrigen Personen sind sehr flach dargestellt, was mich teilweise gestört hat. Zumindest über die beiden Elternpaare hätte ich mehr wissen wollen, denn diese Personen spielen auch eine entscheidende Rolle in der Geschichte.

Zu lesen ist das Buch sehr leicht. Die Briefe und Mails sind in lockerer Sprache geschrieben, man meint, den beiden Freundinnen richtig zuhören zu können. Das Lesen flutschte so richtig weg, ich hatte das Buch an einem knappen Tag schon gelesen – was aber auch daran liegt, dass ich die Rezepte zunächst nur überflogen habe und durch die Briefform auch viele Seiten nicht voll bedruckt sind.

In dem Buch sind viele Rezepte abgedruckt, die meisten erscheinen mir sehr lecker, wenn auch oft etwas zu deftig und schwer. Aber sie reichen leider nicht aus, um die fade Geschichte dauerhaft aufzuwerten.

Positiv fiel mir das Cover auf – ich halte es für eines der schönsten Buchcover, die ich bisher gesehen habe.

Mein Fazit: Hier wurde eine tolle Idee mangelhaft umgesetzt. Schade drum!

Grüße von Annabas ![](http://www.vorablesen.de/modules/fckeditor/fckeditor/editor/images/smiley/msn/regular_smile.gif)