Nicht umwefend aber lesbar

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 „Johannisbeersommer“ erzählt die Geschichte von Valerie und Lilly, einst beste Freundinnen, die sich dann zerstritten haben, sich nach Jahren wiederfinden und noch einen langen Weg gehen müssen, um alte Wunden zu heilen und den Zwist vergangener Zeiten zu begraben. Der Roman beginnt in Form eines E-Mail Romans in der heutigen Zeit. Wir erfahren, dass Valeries Mutter gerade gestorben ist, was der Grund ist, warum die beiden wieder Kontakt zueinander finden. Immer wieder wird ein Zwist in der Vergangenheit angesprochen, es kommt auch zu einem erneuten Bruch der beiden mittlerweile erwachsenen Frauen. In einer Rückblende wird dem Leser nun die Vergangenheit von Lilly und Val nahegebracht – die beiden haben sich Briefe geschrieben, wir chronologisch Jahr für Jahr verfolgen. So erfahren wir, wie Lillys und Vals Verhältnis zueinander war, welche Rolle die Eltern der beiden in deren Leben spielen und schließlich auch, warum es zum Bruch zwischen den ehemals besten Freundinnen kommt. Zum Abschluss spielt das Buch wieder in der heutigen Zeit – Lillys Vater stirbt und es kommt zur Auflösung und Begründung warum zwischen Lilly und Val einiges schief gelaufen ist.

Obwohl ich Brief-/E-Mail Romane an sich gerne lese, habe ich für dieses Buch zwei Anläufe gebraucht. Dies könnte daran liegen, dass mir das Genre des „Frauenroman“ normalerweise eher weniger liegt und gerade in der Anfangsphase von Johannisbeersommer die E-Mails von Val und Lilly einen hohen Kitsch-Faktor aufweisen. Da ich es hasse Bücher ungelesen zur Seite zu legen habe ich mich nun doch noch einmal herangewagt und es tatsächlich zu Ende gebracht. Der E-Mail und Brief Stil gefällt mir tatsächlich gut, wenngleich dadurch relativ wenig Inhalt auf relativ vielen Seiten untergebracht werden kann. Sehr positiv finde ich die Rezepte, die im Mittelteil immer im Anschluss an Lilly und Vals Briefe gehängt sind, sie machen definitiv Lust zum Nachkochen und –backen. Inhaltlich haut mich das Buch allerdings leider nicht vom Hocker. Ich finde es viel zu vorhersehbar, schon relativ schnell war mir klar, auf welche Auflösung die Story hinauslaufen wird und meiner Meinung nach hätte man den Inhalt etwas kürzer fassen können. Für den europäischen Leser kann auch die typisch amerikanische Überschwänglichkeit etwas anstrengend sein: So viel „Ich liebe dich“ und „Ich hasse dich“ habe ich selten in einem Buch gelesen und ehrlich gesagt erscheinen mir die Briefe im Mittelteil viel zu hochgestochen und künstlich, als dass sie den Anschein erwecken könnten von Teenagern geschrieben zu sein, wie es ja der Fall sein soll.

 


Insgesamt würde ich sagen, dass Buch eignet sich gut als leichte Sommerlektüre, ein Pluspunkt ist ganz klar der Brief-Roman und die netten Rezepte, einen kleinen Abzug gibt es für den Kitschfaktor und den sehr flachen und vorhersehbaren Inhalt.