Journeyman

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Nach seinem Innenarchitektur-Studium begibt sich Fabian Sixtus Körner auf die Walz, um sich fern von der Heimat bei fremden „Meistern“ und Kulturen fachlich und persönlich weiter zu entwickeln. In zwei Jahren und drei Monaten bereist er Länder auf fünf Kontinenten und arbeitet für Kost und Logis als Architekt, Designer, Fotograf und in zahlreichen anderen Tätigkeiten, mit denen er nie gerechnet hätte. In seinem Buch „Journeyman – 1 Mann, 5 Kontinente und jede Menge Jobs“ lässt er uns an seinen Erlebnissen teilhaben.

Viele hochwertige und stimmungsvolle Farbaufnahmen, runden die Erzählung sinnvoll ab. Zudem enthält jedes Kapitel einen QR-Code der zu einem Video auf YouTube oder Vimeo führt. Diese kurzen, mit Musik unterlegten Videoclips wirken wie bewegte Polaroids oder Erinnerungsschnipsel. Zusammen mit den Beschreibungen aus dem Buch ergibt sich für den Leser dadurch ein Hauch der sinnlichen Eindrücke, die der Journeyman erfahren hat. Ich halte das für eine sehr sinnvolle Ergänzung und eine innovative Art der Verknüpfung mit anderen Medien, die ich mir auch in manch anderem Buch wünschen würde (z.B. historische Romane, Biografien und mit bestimmten Orten verbundene Geschichten – da googel ich oft zwischendurch um mir ein besseres Bild machen zu können).

Die Kapitel sind alle sehr kurz, das Buch hat ja auch nicht allzu viele Seiten, aber dadurch ist es eben auch nie langweilig. Der Autor ist dadurch gezwungen, sich auf die essentiellen Erfahrungen jeder Etappe zu besinnen und dem Leser komprimiert darzubieten. Trotzdem wirkt es nicht zu oberflächlich. Ich hatte das Gefühl, der Journeyman erzählt ganz persönlich seine Reiseerlebnisse und hält keinen Vortrag. Staunend, kichernd und nachdenklich, kopfschüttelnd und nickend las ich dieses Buch und bin dankbar für so mancher Erkenntnis, die Fabian Sixtus Körner auf seinem Selbsterfahrungstrip gemacht hat. Das Buch macht neidisch auf den Erfahrungsschatz, den der Journeyman angesammelt hat, aber im positiven Sinne – er kommt bei mir nie angeberisch an. Man bekommt Lust, selbst auf Abenteuerfahrt zu gehen, den Ballast des modernen Lebens abzuwerfen und das Hamsterrad zu verlassen.

Ich habe mich allerdings immer wieder gefragt, wie die Erfahrung für eine Frau verlaufen wäre. Natürlich denkt man dabei zuallererst an Indien, dessen übles Frauenbild es in letzter Zeit traurigerweise immer wieder in die internationalen Medien schafft, aber ich glaube, in absolut jedem Land hätte frau es nicht so leicht gehabt und wäre in Schwierigkeiten geraten, die man(n) sich nicht mal vorstellen kann. Oder sitzt mir da nur das ängstliche kleine Mädchen im Ohr, das mit der Warnung vor dem bösen Wolf erzogen wurde? Es gibt bestimmt weibliche Globetrotter, die genauso allein und mit wenig Geld in der Tasche durch die Welt reisen. Wie sind deren Erfahrungen? Da muss mich mal schlau machen.

Dieses Buch empfehle ich allen Reise- und Abenteuerlustigen, Nach-sich-selbst-Suchenden, Im-Hamsterrad-gefangen-Karrieristen, Ist-das-schon-alles?-Fragenden, Möchtegern-Asketen, Kreativ-Beruflern und sonstigem Gesocks, das gern mal über den Tellerrand linst um zu gucken, was da noch so ist.