Unterhaltsam

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Fabian Sixtus Körner hat einen Reisebericht der anderen Art verfasst. Nach Abschluss seines Studiums beschließt er, analog zu der Handwerkerwalz auf eine Designerwalz zu gehen. Mit minimalen finanziellen Ressourcen bereist er alle fünf Kontinente, nachdem er in Deutschland Alles aufgegeben hat.
Der Autor beschreibt sehr eindrücklich, wie es sich für einen luxusverwöhnten Europäer anfühlt, plötzlich in einer anderen Kultur zu landen. Klima, Gerüche, Geräusche - alles ganz anders als gewohnt. Obwohl er sich vorher natürlich mit den Stationen seiner Reise auseinandergesetzt hat, kommt er doch ständig in Situationen, die er als Europäer falsch einschätzt. Beispielsweise Anstandsregeln in Asien, die ihm einfach nicht geläufig sind. Oder auch ein anderes Verständnis von Zuverlässigkeit, die ihn an seine Grenzen bringen. Aber auch das Leben in vermeintlich ähnlichen und bekannten Kulturen ist doch anders als erwartet.
Überzeugungen, wie z.B. die Solidarität der Europäer mit den Tibetern, geraten vor Ort zwar nicht ins Wanken, aber der Autor sieht die negativen Auswirkungen auf die anderen Menschen in der Region. Reichtum und Privilegien für die Einen, Armut für die Anderen. Die daraus resultierenden Spannungen lassen ihn die Unterstützung der Tibeter dann doch mit kritischem Blick hinterfragen.
Nicht immer funktioniert seine Planung reibungslos. Manchmal ist es viel schwerer als erwartet, einen Job zu seinen Bedingungen - Kost und Logis – zu bekommen. Dann wieder werden ihm unerwartet großartige Aufgaben übertragen, an die er sich kaum heranwagt.
Und natürlich hat er auch mit Heimweh und besonders auch Sehnsucht nach seiner Freundin zu kämpfen. Die nicht unbedingt überraschende Erkenntnis, dass eine Beziehung so eine lange Trennung nicht verkraftet, bleibt ihm denn auch nicht erspart.
Der Autor hat mich mit seinem Schreibstil sofort mit auf die Reise genommen. Das Buch hat mehr Tiefe, als ich aufgrund des Covers erwartet hatte. Insbesondere die schönen Fotos und die ergänzenden Filme, die direkt per QR-Code während des Lesens gesehen werden können, machen das Buch zu einem sehr unterhaltsamen Reisebericht. Es sollte allerdings klar sein, dass es kein Survival-Bericht ist, dazu sind die Rahmenbedingungen der Reise zu privilegiert. Und das der Autor ein eher extrovertierter Mensch ist, darf bei dieser Art des Berichtens auch nicht weiter überraschen. Mir war es ein bisschen zuviel.