Drei Monate und eine große Erkenntnis - toll geschrieben

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Lou und Sergej scheinen das perfekte Paar zu sein. Beide sind jüdisch, aber im Alltag spielt das so gut wie keine Rolle. Die gemeinsame Tochter Rosa war zum Beispiel noch nie in einer Synagoge. Als Pianist ist Sergej oft abwesend und Lou stellt sich immer wieder die Frage, ob sie überhaupt eine richtige Familie sind. Aber was ist schon richtig und was ist falsch? Als bekannt wird, dass Tante Maya ihren 90. Geburtstag auf Gran Canaria feiert, überlegt Lou lange, ob sie dem Wunsch ihrer Mutter nachgeben und mit ihr dorthin fliegen soll. Kaum angekommen geht es innerhalb des Clans auch schon los mit Sticheleien und Missgunst - Familienwahnsinn pur. Lou stellt wieder einmal sich und ihr ganzes Leben in Frage und beschließt, nach Tel Aviv zu fliegen. Dort erhofft sie sich Antworten auf ihre Fragen - auch im Hinblick auf die Familiengeschichte.

Die mitreißende Art des Erzählens macht den Reiz des Buches aus. Auch thematisch greift der Roman das aktuelle Thema Identitätsfindung in einer sich immer weiter zersplitternden Welt auf. Dabei sind die Identitäten der Hauptfiguren durch das Jüdischsein, den sowjetischen Background und das Leben in Deutschland ohnehin schon vielschichtig genug. Super beschrieben sind auch die innerfamiliären Dynamiken und die Auseinandersetzung darüber, wer die Deutungshoheit über die gemeinsame Familiegeschichte besitzt.

Fazit: ein tolles Buch über eine Spurensuche nach der eigenen Persönlichkeit